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Studierendenprojekte als intervenierende Organisationsforschung und Lernraum für Zukunftskompetenzen

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Empirische Sozialforschung für die Polizei- und Verwaltungswissenschaften

Zusammenfassung

Organisationen der öffentlichen Verwaltung sehen sich in einer Umwelt, die durch dynamischen Wandel und wachsende Komplexität gekennzeichnet ist, einem zunehmend größeren Veränderungsdruck ausgesetzt. Eine Antwort bzw. Lösung, diesen Druck in konstruktive Bahnen zu lenken, ist die Durchführung von Projekten der verschiedensten Art. Sie können sich mit der Neujustierung ihrer strategischen Ziele, der Optimierung der Bearbeitungsprozesse, der Neuorganisation und Verschiebung von Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten, der Bündelung von Kompetenzen und Befugnissen, der Gestaltung von Anreizen zur Förderung der Arbeitsleistung und mit vielen weiteren Inhalten befassen. Gemeinsam ist all diesen Aktivitäten, dass irgendetwas oder irgendwer in der Organisation besser funktionieren oder durch die Lösung neu entstandener Probleme wieder funktionieren soll. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass diese Aktivitäten auf eine empirische Basis gestellt werden müssen. An diesem Punkt setzt der folgende Beitrag für empirische Forschungsmethoden im Studierendenprojekt an. Dabei wird eine doppelte Perspektive eingenommen. Studierendenprojekte werden einerseits als Lernraum mit konzeptioneller Einbindung in das Curriculum beschrieben, sowie ihre Funktion für die Förderung der Entwicklung von arbeitsbezogenen Zukunftskompetenzen dargelegt und - in Kurzform - die kontextbezogenen Anforderungen an eine strukturierte Planung und Durchführung der Projekte thematisiert. Andererseits wird reflektiert, inwiefern im Lichte der neueren bzw. sozialwissenschaftlichen Organisationsforschung die forschende Interaktion zwischen Projektteam und Organisation eine Intervention darstellt. Dieses wird an ausgewählten Stellen mit Beispiele unterlegt, welche Reaktionen diese Intervention hervorrufen kann. Dabei gehen wir in folgenden Schritten vor. Zunächst stellen wir unter Verweis auf Verwaltungsreform und Digitalisierung die Veränderungen der organisationalen Umwelten der öffentlichen Verwaltung dar, die u. a. zu der Vielzahl gegenwärtiger Projekte beitragen. In diesem Kapitel präsentieren wir zudem grundlegende Perspektiven der Beschreibung von Organisationen aus soziologischer Perspektive und Besonderheiten der Organisationsforschung. Dann skizzieren wir kurz, welche Einbindung das Projektlernen im Curriculum der Verwaltungsstudiengänge an der HSPV NRW aufweist und wenden uns dem eigentlichen Projektgeschehen zu, das wir entlang der allgemein verbreiteten Phasenlogik des Projektmanagements darstellen und mit Beispielen zu Studierendenprojekten in Verwaltungsorganisationen hinterlegen. Dabei wollen wir, wie es für ein Lehrbuch zu Methoden der Sozialforschung sinnvoll ist, den Aspekt der Organisationsuntersuchung und seiner möglichen intervenierenden Effekte in den Fokus rücken und diese Aspekte vor dem Hintergrund der zuvor eingeführten Perspektiven der Organisationssoziologie und der Organisationsforschung diskutieren. In einem Fazit werden die wesentlichen Erkenntnisse noch einmal zusammengefasst.

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  • 06 June 2023

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Notes

  1. 1.

    Den Autor*innen geht es in ihrem Text allerdings um die Ableitung von Strategien zur Anbahnung oder Herstellung des Feldzugangs.

  2. 2.

    Dieser Aspekt kennzeichnet ja das Besondere am Konzept der Kompetenzen siehe z. B. Erpenbeck et al. (2017) insbesondere die Einführung.

  3. 3.

    Herbert A. Simon identifizierte eine solche Entscheidungsstrategie nicht für Projektkontexte, sondern bereits für operative Verwaltungsentscheidungen, die dadurch eine gewisse Intuition der Verwaltungsmitarbeiter*innen zur begrenzten Rationalität („bounded rationality“) zum Ausdruck bringen, die verhindert, dass mehr Komplexität auf einmal bearbeitet werden kann (Simon, 1997, S. 119.).

  4. 4.

    Dort wird Ergebnisorientierung folgendermaßen definiert: Diese Kompetenz „beschreibt eine grundsätzliche Ausrichtung des eigenen Handelns an sinnvollerweise anzustrebenden Ergebnissen, die mit der Regelorientierung des Verwaltungshandelns in ein produktives Verhältnis gesetzt wird“ (Gourmelon et al., 2022, S. 5.)

  5. 5.

    Das entspricht auch Erkenntnissen der Bilanzierung der empirischen Verwaltungsforschung in Deutschland, für die eine fortgesetzte Traditionslinie im Themenfokus der „Verwaltungsreformwissenschaft“ gesehen wird (Grohs, 2018, S. 222).

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  • Dieser Sammelband widmet sich der Beschreibung von Methoden der Organisationsforschung und weiteren Aspekten, die bei der Beforschung von Organisationen zu berücksichtigen sind (wie z. B. die rechtliche Situation). Behandelt werden sowohl Methoden der Sekundäranalyse als auch der Primärdatenerhebung. Was dieses Werk aber insbesondere wertvoll macht, sind die Einzelbeiträge zu den Besonderheiten einzelner organisationaler Felder, wie z.B. Schulen, Hochschulen, Krankenhäuser und eben auch Organisationen der öffentlichen Verwaltung. Die Leser*innen erhalten so nicht nur einen guten Überblick über den bis 2017 vorliegenden Forschungsstand, sondern werden auch für die organisationssoziologischen Eigenheiten der jeweiligen Organisationstypen sensibilisiert.

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Winschuh, T., Pauli Caldas, G. (2023). Studierendenprojekte als intervenierende Organisationsforschung und Lernraum für Zukunftskompetenzen. In: Hollenberg, S., Kaup, C. (eds) Empirische Sozialforschung für die Polizei- und Verwaltungswissenschaften. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-39803-3_20

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  • Published:

  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-39802-6

  • Online ISBN: 978-3-658-39803-3

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