„Streitbar! Wie frei sind wir mit unseren Meinungen?“ – Uwe Tellkamp und Durs Grünbein im Dresdner Kulturpalast

Zusammenfassung

Podiumsdiskussionen sind ein beliebtes Mittel in der deliberativen Auseinandersetzung mit einem Thema. Einer solchen Diskussion zur Problematik der Meinungsfreiheit widmet sich dieser Artikel. Im Zentrum der Analyse steht eine Veranstaltung im Dresdner Kulturpalast aus dem März 2018. Anstatt den oft beschriebenen Riss durch die Gesellschaft etwas zu schließen, wurde dieser durch die Veranstaltung noch vertieft und die Diskussion fiel neurechten Wortergreifungsstrategien zum Opfer. Der Artikel untersucht, wie die Auseinandersetzung um die Konstruktion lokal-situativer Wirklichkeit zwischen zwei kontrahierenden Gruppen bei gegenseitiger strategischer Kontextbildung verläuft und welche Erklärungen sich für diesen Verlauf generieren lassen.

Anhang

Liste der Forschungsfrage(n), Teilfragen

Erkenntnisinteresse: Wie verläuft ein Kampf um die Konstruktion lokal-situativer Wirklichkeit ohne Schiedsrichter zwischen zwei kontrahierenden Ethnien bei gegenseitiger strategischer Kontextbildung und welche Erklärungen lassen sich für diesen Verlauf generieren?

Liste der Teilfragen

• 1. Welches Gesamtnarrativ liefert der Bürgerdialog?

  • a) Wie lief es ab?

  • b) Was ist die zentrale Story; die rote Linie des Bürgerdialogs?

  • c) Welches Milieu, welche Stimmung wurden vor Ort konstruiert?

  • d) Welche Erklärungen gibt es dafür, dass genau diese soziale Wirklichkeit konstruiert wurde?

• 2. Welche Normalitätsvorstellung(en) wurden wie konstruiert?

• 3. Was sind die jeweiligen ethneispezifischen Wissensbestände?

• 4. Wie werden diese durch Ethnomethoden konstruiert und schließlich versucht aufrechtzuerhalten?

• 5. Gelingen diese Konstruktion bzw. Aufrechterhaltung? Wann gelingt das? Warum gelingt oder misslingt es?

• 6. Wann entstehen wie Störungen dieser Normalitätsvorstellungen?

• 7. Warum treten Störungen auf?

• 8. Wann sind Brüche erkennbar, durch was und wen wurden sie hervorgerufen, wie wurde mit ihnen umgegangen?

• 9. Welche Ethnomethoden werden von den Beteiligten des Bürgerdialogs eingesetzt?

  • a) Welche Interpretationsverfahren, Darstellungstechniken und szenischen Praktiken werden eingesetzt?

  • b) Welche Vorfeld-, Entproblematisierungs- und Ausgrenzungsmethoden (politics of reality) wurden beobachtet?

  • c) Welche Wirkungen haben die eingesetzten Ethnomethoden?

  • d) Welche Ethnomethoden treten als Muster besonders hervor, sind besonders bedeutend für den Fall? Und was bedeutet dies für die kausalen Zusammenhänge und den Ereignisablauf? Lässt sich damit der Verlauf erklären?

• 10. Welche Bedeutung für den Verlauf des Bürgerdialogs haben Moderatoren?

  • a) Inwiefern wirkt sich ein bestimmter Moderationsstil auf den Verlauf des Bürgerdialogs aus?

  • b) Wie fungiert die Moderatorin als Konstrukteurin sozialer Wirklichkeit?

• 11. Welche anderen Rahmenbedingungen neben der Moderation sind von Bedeutung für den Verlauf eines Bürgerdialogs?

  • a) Inwiefern wirkt sich das Format des Bürger dialogs auf dessen Verlauf aus?

  • b) Inwiefern wirkt sich der Hintergrund der Beteiligten am Bürgerdialog auf dessen Verlauf aus?

  • c) Inwiefern spielt die Periodizität (Anzahl einer Reihe) des Formats eine Rolle?

  • d) Inwiefern wirkt sich eine strategische Kontextbildung bzw. Lagerbildung im Vorfeld auf den Verlauf des Bürgerdialogs aus?

  • e) Inwiefern wirken sich Regeln bzw. deren Klarheit für alle Beteiligten bzw. deren konsequente Durchsetzung auf den Verlauf des Bürgerdialogs aus?