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Talcott Parsons: Toward a General Theory of Action/The Social System

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Schlüsselwerke der Emotionssoziologie
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Zusammenfassung

In seiner Studie über Talcott Parsons’ Handlungstheorie resümiert Harald Wenzel: »Alles spricht vielmehr dafür, daß der – integrative – Kernbegriff der Theorie Gefühl bzw. Affekt ist.« (Wenzel, Harald (1990): Die Ordnung des Handelns. Talcott Parsons’ Theorie des allgemeinen Handlungs-systems. Frankfurt am Main: Suhrkamp.: 467) Dies widerspricht einer gängigen Lesart der Theorie, welche vielmehr den normativ-moralischen Charakter der Theorie in den Mittelpunkt rückt (So gilt beispielsweise nach Peacock, dass bei Parsons die expressive Kultur »weniger wichtig« für das soziale System sei als die »wertende Kultur«, die aus moralischen Kategorien bestehe (Peacock 1981: 397), sowie ebenso sehr dem Umstand, dass Parsons als Theoretiker der Emotionen in den einschlägigen Übersichtsberichten zur Emotionssoziologie wie auch Forschungsarbeiten bestenfalls am Rande vorkommt.

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Notes

  1. 1.

    So gilt beispielsweise nach Peacock, dass bei Parsons die expressive Kultur »weniger wichtig« für das soziale System sei als die »wertende Kultur«, die aus moralischen Kategorien bestehe (Peacock 1981: 397).

  2. 2.

    Die Idee, Affektives als grundlegenden Handlungsantrieb zu verstehen, findet sich auch bei Collins (vgl. den Beitrag in diesem Band).

  3. 3.

    Zentral ist dabei auch Aktor, Situation und normative Muster, eine Arbeit, die 1939 abgeschlossen wird. Sie verbindet Elemente aus der ersten Werkphase mit Überlegungen, welche der strukturfunktionalistischen Phase zugeordnet werden können. Insbesondere die Überlegungen zur Ausdifferenzierung der Handlungsorientierungen in kognitive, teleologische und affektuelle nimmt die spätere Differenzierung in kognitive, kathektische und evaluative vorweg. Die affektuelle Orientierung wird dabei von Parsons in drei Dimensionen unterschieden, die im Handeln in ein Gleichgewicht gebracht werden müssen (vgl. Parsons 1994: 114, 176 f.): Erstens besteht ein Bezug zur »Lust-Unlust-Balance des Organismus« (Parsons 1994: 81). Zweitens existiert die Dimension der an normative Muster anschließenden Differenz zwischen moralischer Achtung und moralischer Empörung (vgl. Parsons 1994: 82), drittens schließlich die Differenz von Liebe und Hass (Parsons 1994: 83). Parsons gewinnt diese Klassifikation anhand eines Anschlusses an Freud – die erste Differenz schließt am Lustprinzip an, die zweite am Über-Ich und die dritte an der »Kathexis von Objekten«, einer Identifikation mit dem Objekt, die über die bloße Lust/Unlust-Differenz hinausgeht (Parsons 1994: 84 f., 136).

  4. 4.

    Von Persönlichkeits- und Sozialsystemen unterscheiden sie sich, da Symbole auch unabhängig von den aktuellen Orientierungen existieren und dadurch, dass sie sich zwischen Systemen transferieren lassen (Parsons/Shils 1951: 161).

  5. 5.

    Wobei die ›Lösung‹ im Rekurs auf ein »shared symbolic system« gesehen wird (Parsons/Shils 1951: 16, 24).

  6. 6.

    Kathexis wird zum »attachment«, wenn es sich bei ihr um eine generalisierte Bindung an eine andere Person oder Werte handelt (Parsons/Shils 1951: 130; Parsons 1951: 41).

  7. 7.

    »[…] that these are analytically distinguished modes, all three of which are found in all concrete orientations to all objects.« (Parsons 1951: 47).

  8. 8.

    In Aktor, Situation und normative Muster differenziert Parsons dieses in »Spiel«, etwas, das getan wird, einfach, weil es »gern getan wird«, in »Kunst«, die Formen mit Eigenwert hervorbringt, in »personale Zuwendung« wie Liebe und Freundschaft und schließlich in solche uneigennützigen Handlungen wie die »wissenschaftliche Forschung« (Parsons 1994: 199 ff.).

  9. 9.

    Wir werden sehen, dass im Falle von Rollenerwartungen auch das Affektive nicht bruchlos als unmittelbares Ausleben von Gratifikationsinteressen verstanden werden kann – hier bleibt zumindest eine gewisse Unklarheit bestehen.

  10. 10.

    »The role-expectation, that is, which is a unit of a system of social interaction, is itself also a motivational unit – an internalized object of the personality of the actor.« (Parsons/Bales 1956: 107) Wenn man davon ausgeht, dass sämtliche Bedürfnisse so bestimmt werden und davon, dass das Rollensystem widerspruchsfrei gestaltet ist, dann liegt Wrongs klassischer Vorwurf einer »oversocialized conception of man« nahe. Beide Prämissen werden aber von Parsons nicht geteilt. Bedürfnisdispositionen sind nicht allein durch Rollenerwartungen definiert, sondern auch ›natürlich‹ und situativ (Parsons/Shils 1951: 225, Parsons 1951: 44, Parsons 1994: 182) und kein soziales System ist vollständig im Hinblick auf unterschiedliche Rollenerwartungen integriert (Parsons/Shils 1951: 228, 231, Parsons 1951: 17, 164) – daher gehören Konflikt, Kompromiss, Entfremdung und AbwehrMechanismen zu den stets anzutreffenden Prozessen (Parsons/Shils 1951: 133 ff., 173 ff., Parsons 1951: 203 ff., 209, 221, 226 ff., 253, Parsons/Bales 1956: 233 f.).

  11. 11.

    Oder zumindest in den Hintergrund tritt (vgl. das Folgende).

  12. 12.

    »In the personality system, the pattern variables describe essentially the predispositions or expectations as evaluatively defined in terms of […, J.G.] ego-organization and superego-organization.« (Parsons/Shils 1951: 79, Herv. von mir).

  13. 13.

    Dass Parsons sich hier allein auf zwei der Pattern-variables bezieht, bleibt letztlich unbegründet (vgl. Brandt 1993: 105).

  14. 14.

    Obwohl Parsons die Bedeutung der Sozialisation hervorhebt, bleibt die Persönlichkeit ein unabhängiges System aufgrund der Beziehung zum eigenen Organismus und den je individuellen Erfahrungen (Parsons 1964: 82, 110).

  15. 15.

    Parsons hatte zunächst vom Organismus gesprochen, später aber vom Verhaltenssystem. Damit reagierte er auf eine Kritik von Lidz und Lidz, die geltend gemacht hatten, dass es nicht der Organismus als solcher ist, der Teil des Handlungssystems ist, sondern bereits symbolische Strukturen (Lidz/Lidz 1981, Parsons 1978: 353). Die Autoren knüpften dabei an Piagets Überlegungen zur Entwicklung kognitiver Kompetenz an.

  16. 16.

    Er weist auf die schwankende Einordnung von Affekt und Expression in die integrative und die Zielerreichungsdimension hin (Staubmann 1995a: 210 ff., Staubmann 1995b: 111 ff.). Das AGILSchema erweise sich also als ein Analyseschema, das zu eng sei, um der Mehrdimensionalität des Emotional-Affektiven Rechnung zu tragen.

  17. 17.

    Ein Gedanke der von Hochschild (1979) entwickelt wird – ihr geht es aber nicht nur um die Zulässigkeit oder Nichtzulässigkeit von Affekten, was bei Parsons im Vordergrund steht, sondern um die konkrete Ausformung bestimmter Affekte.

  18. 18.

    Vgl. seine Überlegungen zu Prestige (Parsons 1951: 130 ff., 145).

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Greve, J. (2022). Talcott Parsons: Toward a General Theory of Action/The Social System. In: Senge, K., Schützeichel, R., Zink, V. (eds) Schlüsselwerke der Emotionssoziologie. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-37869-1_47

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