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Bauen als (demokratische) Sinnstiftung – Das Gebäude des Bundesverfassungsgerichts als „Staatsbau“

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Handbuch Bundesverfassungsgericht im politischen System
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Zusammenfassung

Das Gebäude des Bundesverfassungsgerichts ist als Ausdruck der geistigen und kulturellen Situation nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden. Die Sachlichkeit der Architektursprache und die Sparsamkeit der Mittel, räumliche Einblicke und Durchblicke, die durch weite Glasflächen ermöglicht werden – alle diese gestalterischen Mittel wurden zur Versinnbildlichung von Weltoffenheit, Transparenz und Demokratie eingesetzt. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass diese Bedeutung aus einer anfangs willkürlichen und noch unsicheren Setzung entstand.

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Notes

  1. 1.

    Vgl. Bundesverfassungsgericht, Gebäude, 2023.

  2. 2.

    Eine Zeit lang hatte es erfolglose Bestrebungen gegeben, das Gericht im wieder aufgebauten barocken Karlsruher Schloss unterzubringen.

  3. 3.

    Im Jahr 2007 wurde am südwestlichen Ende der Gebäudegruppe ein Erweiterungsbau fertiggestellt, der die ursprüngliche Intention Baumgartens empfindlich stört. Die von Baumgarten errichteten Gebäude wurden von 2011 bis 2014 grundlegend saniert. Vgl. dazu die Informationen auf der Internetseite des BVerfG: Bundesverfassungsgericht, Gebäude, 2023.

  4. 4.

    Weitere Angaben zur Person und zu den Bauten Baumgartens können dem Ausstellungskatalog: Lux/Wiedemann, Paul Baumgarten, 1988, entnommen werden.

  5. 5.

    Die Gebäudegruppe des BVerfG besteht aus dem Sitzungssaalgebäude, dem Richtergebäude, der Bibliothek, einem Verwaltungsgebäude und dem Casino, das allerdings längst umgebaut wurde, da weitere Büros benötigt wurden. Aus dem gleichen Grund wurde der bereits erwähnte Erweiterungsbau hinzugefügt.

  6. 6.

    Der Entwurf bekam den ersten Preis, das Gebäude wurde jedoch nie gebaut. Nachdem das BVerfG den Geländestreifen übernommen hatte und an anderem Ort ein neuer Wettbewerb für das Theater ausgeschrieben worden war, wurde Baumgarten direkt der Auftrag zur Planung des Gerichtsgebäudes erteilt; vgl. Lux/Wiedemann, Paul Baumgarten, 1988, S. 213–216.

  7. 7.

    Vgl. Hoffmann-Axthelm, Baumgarten und die Architektur der fünfziger Jahre, in: Lux/Wiedemann, Paul Baumgarten, 1988, S. 44.

  8. 8.

    Vgl. Bürklin, Mit einem Hauch von Internationalität und Modernität, in: Verein der Richter des Bundesverfassungsgerichts e. V. (Hg.), Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe, 2004, S. 17 ff.

  9. 9.

    Hinsichtlich der Aufteilung der Funktionsbereiche des Gerichts in freistehende Pavillons sowie mit Blick auf den daraus resultierenden „Organismus“ muss festgestellt werden, dass für den aus Platznot notwendig gewordenen Erweiterungsbau eine der gestalterisch ungünstigsten Lösungsmöglichkeiten gewählt wurde. Denn indem der Neubau die „äußeren“ Gebäudekanten der Bibliothek und des ehemaligen Casinos aufnimmt, geht die formale Selbstständigkeit dieser Funktionsmodule verloren. Stattdessen werden sie durch den Erweiterungsbau über Eck zu einem „Block“ zusammengezogen. Das widerspricht dem ursprünglichen Charakter der Gebäudegruppe.

  10. 10.

    Anfang des 20. Jahrhunderts fehlte es nicht an Theorien, die das Wohnen, die Stadt, den Staat, ja auch die Lebenswelt wie eine Maschine oder aber wie einen Organismus organisiert sehen wollten, wobei sich in diesem Denken die Maschine durch ihre hohe Effizienz auszeichnete. Man denke an die Charta von Athen, an die Wohnmaschinen Le Corbusiers, an die Schriften Marinettis u. a.

  11. 11.

    Vgl. Rowe/Slutzky, Transparenz, 4. Aufl., 1997.

  12. 12.

    Ohne die überstehenden Balkone beträgt das Teilungsverhältnis in etwa 1:2:1. Die seitlichen Fensterbänder sind jedoch etwas breiter, wodurch der Auflösung der transparenten Ecken eine subtile Beharrlichkeit entgegengesetzt wird.

  13. 13.

    Vgl. Kühne, Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe, Bauwelt 48/1969, S. 1714 ff.

  14. 14.

    Angaben zur Person Terragnis und zu seinen Bauten findet man in: Fonatti, Giuseppe Terragni, 1987, insb. S. 44 f.

  15. 15.

    Zieht man die Balkone ab, hat das Gebäude eine Seitenlänge von ca. 28 Metern. Ohne den Sockel ist es noch knapp 15,50 Meter hoch.

  16. 16.

    Vgl. Hoffmann-Axthelm, Baumgarten und die Architektur der fünfziger Jahre, in: Lux/Wiedemann, Paul Baumgarten, 1988, S. 43: „Paul Baumgarten hat mit einem einzigen Bau, dem Konzertsaal der Hochschule für Musik, im Nachkriegs-Berlin das Licht wieder angemacht.“

  17. 17.

    Den gewaltigen Glastürmen der internationalen Finanzwelt – die durch die Oberflächenspiegelungen der verwendeten Gläser das Innere in der Regel vor den Augen der Betrachter verbergen – lässt sich solches allerdings nicht mehr nachsagen. Vgl. dazu: Drescher, Fassaden der Macht, Handelsblatt, 11.8.2008, Interview mit dem Autor über die damals im Bau befindlichen Hochhäuser in Frankfurt am Main.

Literatur

  • Bundesverfassungsgericht, Gebäude, Karlsruhe 2023, https://www.bundesverfassungsgericht.de/DE/Gebaeude/gebaeude_node.html (letzter Abruf 22.3.2023).

  • Bürklin, Thorsten, Mit einem Hauch von Internationalität und Modernität, in: Verein der Richter des Bundesverfassungsgerichts e. V. (Hg.), Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe. Architektur und Rechtsprechung, Basel, Boston, Berlin 2004, S. 17–43.

    Google Scholar 

  • Drescher, Ralf, Fassaden der Macht. Bau-Boom in Frankfurt: Organisationen wie die Europäische Zentralbank oder die Schweizer Großbank UBS arbeiten unter Hochdruck an ihrer Außendarstellung, Handelsblatt vom 11. August 2008, https://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken/frankfurter-baustellen-fassaden-der-macht/3002654.html (letzter Abruf 22.3.2023).

  • Fonatti, Franco, Giuseppe Terragni. Poet des Razionalismo, Wien 1987.

    Google Scholar 

  • Hoffmann-Axthelm, Dieter, Baumgarten und die Architektur der fünfziger Jahre, in: Akademie der Künste (Hg.), Paul Baumgarten, Bauten und Projekte 1924-1981, Schriftenreihe der Akademie der Künste, Band 19, Berlin 1988, S. 43–52.

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  • Kühne, Günther, Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe, in: Bauwelt 48/1969, S. 1714–1720.

    Google Scholar 

  • Lux, Elisabeth/Wiedemann, Martin, Paul Baumgarten. Bauten und Projekte 1924-1981 (inhaltliche Erarbeitung und Werkverzeichnis), Schriftenreihe der Akademie der Künste, Band 19, Berlin 1988.

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  • Rowe, Colin/Slutzky, Robert, Transparenz, Geschichte und Theorie der Architektur, Band 4, 4. Aufl., Basel, Boston, Berlin 1997.

    Google Scholar 

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Bürklin, T. (2023). Bauen als (demokratische) Sinnstiftung – Das Gebäude des Bundesverfassungsgerichts als „Staatsbau“. In: van Ooyen, R.C., Möllers, M.H. (eds) Handbuch Bundesverfassungsgericht im politischen System. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-37532-4_1-1

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