Zusammenfassung
Der Aufsatz gibt Einblicke in ein Modellprojekt gegen Rechtsextremismus. Ziel des Modellprojektes war es, die Handlungskompetenz von Lehrkräften im Umgang mit rechtsextremen Herausforderungen zu stärken. In dem Aufsatz wird die Problemwahrnehmung und das allgemeinen Professionsverständnis der Lehrkräfte betrachtet. Auch wird die Bedeutung des Kollegiums und der Schulleitung für die Durchführung von Qualifizierungsmaßnahmen im Themenfeld Rechtsextremismus dargestellt. Die Befunde werden schließlich näher eingeordnet und vor dem Hintergrund der gesellschaftspolitischen Entwicklung erläutert.
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Notes
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Der Begriff ,extreme Rechte‘ macht darauf aufmerksam, dass es oftmals schwerfällt, eine klare Trennung zwischen nationalkonservativen, rechtspopulistischen und rechtsextremen Positionen vorzunehmen (vgl. Globisch et al., 2011). Der Begriff ,Rechtsextremismus‘ wiederum kann in Bildungsmaßnahmen die Vorstellung hervorrufen, dass die Demokratie lediglich von ‚Extremisten‘ am Rande der Gesellschaft bedroht wird. Entwicklungen in der Mitte der Gesellschaft können so aus dem Blickfeld geraten (vgl. Fischer, 2013, S. 288–294).
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Das Projekt „Starke Lehrer – starke Schüler“ wurde von der Robert Bosch Stiftung initiiert, zusammen mit dem Sächsischen Staatsministerium für Kultus finanziert und von der TU Dresden durchgeführt. Am Projekt nahmen insgesamt neun Berufsschulen aus verschiedenen Regionen Sachsens teil. Die einzelnen Schulstandorte waren Dresden, Großenhain, Freiberg, Annaberg, Delitzsch, Leipzig und Reichenbach. Eine weitergehende Darstellung der Projektkonzeption findet sich auf der Website der TU Dresden (https://tu-dresden.de/gsw/phil/powi/dpb/forschung/projekte/starke-lehrer-starke-schueler. Zugegriffen: 25. Juni 2021).
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Die Evaluation zielte mit einem Prä-Postdesign auf die Untersuchung der Wirksamkeit der Qualifizierungsmaßnahme. Hier wurden offene und geschlossen Fragebögen eingesetzt. Daneben wurden im Rahmen der projektbegleitenden formativen Evaluation Interviews und Gruppendiskussionen durchgeführt. Eine Zusammenfassung des Evaluationsberichts stellt die Robert Bosch Stiftung zur Verfügung (https://www.bosch-stiftung.de/de/projekt/starke-lehrer-starke-schueler. Zugegriffen: 25. Juni 2021).
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Müller (2016) beschreibt den Zusammenhang zwischen der Implementation marktliberaler Regierungsformen und dem Erstarken des Rechtspopulismus folgendermaßen: „Der Technokrat behauptet, es gibt nur eine vernünftige Lösung. Der Populist sagt, es gibt nur einen wahren Volkswillen. Beide sind Antipluralisten, für die ein demokratischer Austausch von Argumenten gar nicht stattfinden muss. Technokratie und Populismus bestärken sich gegenseitig.“ (ebd., 41).
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Mit verschiedenen europäischen Verträgen, insbesondere dem Maastricht-Vertrag, wurden weitreichende wirtschaftspolitische Entscheidungen getroffen. Eine angebotsorientierte Wirtschaftspolitik wurde implementiert und dabei mit Änderungsschwellen versehen, die weitaus höher liegen als bei nationalen Verfassungsänderungen (vgl. Brunkhorst, 2014, 511).
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Fischer, S. (2022). Prävention von Rechtsextremismus. Konzeptionelle Überlegungen zur Gestaltung einer nachhaltigen Bildungsarbeit gegen die extreme Rechte. In: Goetz, J., Reitmair-Juárez, S., Lange, D. (eds) Handlungsstrategien gegen Rechtsextremismus. Citizenship. Studien zur Politischen Bildung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-36589-9_12
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