Zusammenfassung
Georges Devereux entwickelt in „Angst und Methode in den Verhaltenswissenschaften“ (1998) eine These, die über den dort betrachteten Gegenstandsbereich hinaus von Relevanz ist: Auf vielfältige Weise seien bei der Beobachtung sozialer und kultureller Phänomene und bei der Deutung wissenschaftlicher Daten psychodynamische Prozesse wirksam, die sich in dem Forscher selbst abspielen.
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Notes
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Ich danke Karlheinz Steinmüller, der mich bei der Konzeption, der Stringenz und in wichtigen Passagen des Artikels maßgeblich unterstützt hat.
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Der Verfasser möchte vorliegende Analyse keinesfalls als Herabwürdigung der wissenschaftlichen Qualität der drei Studien missverstanden wissen. Vielmehr gehört nach seiner Überzeugung die Qualität der Konzeption, Durchführung und Dokumentation von „Grenzen des Wachstums“ zum Besten und Wichtigsten, was die zukunftswissenschaftliche Forschung hervorgebracht hat. Ohne hier im Detail darauf eingehen zu können, erfüllt insbesondere das Werk von 1972 in hohem Maße nicht zuletzt auch die Mehrheit der „Standards und Gütekriterien der Zukunftsforschung“ (Gerhold et al., 2015).
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Hier und im Weiteren werden die verwendeten Formulierungen der deutschsprachigen Übersetzung zitiert. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass im Zuge der Übertragung aus dem Englischen psychodynamische Prozesse beim Übersetzer eine Rolle spielten.
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Dieser 2. Simulationslauf ist für die Gesamtargumentation deshalb von besonderer Bedeutung, weil die Autoren bereits zum Veröffentlichungszeitpunkt damit rechnen mussten, dass die im ‚Standardlauf‘ unterstellten Rohstoffvorräte möglicherweise unterschätzt wurden.
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Es ist darauf hinzuweisen, dass die Gestaltung des Covers nicht durch die Autoren allein, sondern auch vom herausgebenden Verlag verantwortet wird. Von einer Mitwirkung der Autoren ist jedoch auszugehen.
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In der Folgepublikation von 2006 wird diesbezügliche Kritik u. a. damit zu entkräften versucht, dass derartige Sondereinflüsse, wie beispielsweise Bürgerkriege und andere regionale Konflikte, in der Summe die Entwicklungen eher noch zum negativen verschlechtern, diese „Vereinfachungen“ also „das Modell sehr optimistisch machen“ (ebd., S. 229).
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Zusätzliche Sicherheit vermittelt auch der Hinweis, dass diese Beurteilung von führenden Wissenschaftlern geäußert wird, deren Kompetenz über jeden Zweifel erhaben ist. Dies wird dem Leser vom Herausgeber der deutschsprachigen Fassung auf dem rückseitigen Klappentext auch nachdrücklich mitgegeben: „Seine Autoren, Mitarbeiter der berühmtesten westlichen Denkfabrik“.
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Das erste Update, 1992 erschienen, hatte in erster Linie konstatiert, dass die 20 Jahre seit Veröffentlichung des ersten Buches nach hoffnungsvollen Anfangssignalen weitgehend wirkungslos verstrichen und entsprechend die planetaren Belastungsgrenzen bereits überschritten seien. Eine Umkehr zu nachhaltigem Wirtschaften sei daher dringend geboten.
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SZ.de vom 8. Mai 2012: Bericht an den Club of Rome.
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Indirekt bestätigt Randers mit seiner „Brechstangen“-Metaphorik genau diese Versuche. Zugleich verschweigt er die umso gravierenderen Krisen der nachfolgenden Zeit, wie sie die bisherigen Szenarien skizziert hatten.
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Wessen Angst hier auch immer reduziert werden soll – die von Randers, die seiner Leserzielgruppe oder die des westlichen Kulturkreises als Ganzes: Randers erweist, global gesehen, der Menschheit damit einen Bärendienst, den Dennis und Donella Meadows immer vermeiden wollten: Auf Kosten von Milliarden Menschen in anderen Regionen und zu Lasten zukünftiger Generationen in der eigenen Region wird den gegenwärtigen älteren Bewohnern Europas suggeriert: „Es wird gar nicht so schlimm!“.
Literatur
Devereux, G. (1998). Angst und Methode in den Verhaltenswissenschaften (4. Aufl.). Suhrkamp.
Gerhold, L., Holtmannspötter, D., Neuhaus, C., Schüll, E., Schulz-Montag, B., Steinmüller, K., & Zweck, A. (Hrsg.). (2015). Standards und Gütekriterien der Zukunftsforschung. Ein Handbuch für Wissenschaft und Praxis. Springer Fachmedien.
Meadows, D., Meadows, D., Milling, P., & Zahn, E. (1973). Die Grenzen des Wachstums. Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit (3. Aufl.). Rowohlt.
Meadows, D., Meadows, D., & Randers, J. (2006). Grenzen des Wachstums ‒ Das 30-Jahre-Update: Signal zum Kurswechsel. Hirzel.
Oltmans, W. (1974). Die Grenzen des Wachstums. Pro und Contra. Rowohlt.
Popp, R. (2016). Zukunftswissenschaft & Zukunftsforschung. Grundlagen und Grundfragen. Eine Skizze. Lit.
Popp, R., Rieken, B., & Sindelar, B. (2017). Zukunftsforschung und Psychodynamik ‒ Zukunftsdenken zwischen Angst und Zuversicht. Waxmann.
Randers, J. (2012). 2052. Der neue Bericht an den Club of Rome: Eine globale Prognose für die nächsten 40 Jahre. oekom.
Spiegel online. (2012). Interview mit Dennis Meadows „Für eine globale Mobilmachung ist es zu spät“. http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/grenzen-des-wachstums-interview-mit-dennis-meadows-a-870238.html. Zugegriffen: 6. Juli 2021.
SZ.de. (2012). Bericht an den Club of Rome: „Wir werden einen Kollaps erleben“. https://www.sueddeutsche.de/wissen/bericht-an-den-club-of-rome-wir-werden-einen-kollaps-erleben-1.1351454. Zugegriffen: 6. Juli 2021.
United Nations, Department of Economic and Social Affairs, Population Division. (2019). World Population Prospects 2019. https://www.un.org/development/desa/pd/sites/www.un.org.development.desa.pd/files/files/documents/2020/Jan/wpp2019_highlights.pdf. Zugegriffen: 6. Juli 2021.
Zeit online. (2012a). Der Weltuntergang zieht sich. Ist die Erde noch zu retten? Der Club of Rome zeichnet in einem Bericht ein erschreckendes Zukunftsszenario. Die Trends sind plausibel, ihre Präsentation aber hysterisch. https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2012-05/club-of-rome-studie-klimawandel/komplettansicht. Zugegriffen: 6. Juli 2021.
Zeit online. (2012b). Simulierter Untergang. 40 Jahre nach dem Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ – was haben wir für den Umgang mit Prognosen gelernt? http://www.zeit.de/2012/48/Die-Grenzen-des-Wachstums-Wirtschaft-Prognosen. Zugegriffen: 6. Juli 2021.
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Villwock, B. (2022). Der „subjektive Faktor“ – Angst, Angstabwehr und Hoffnung in den Berichten an den Club of Rome. In: Schäfer, K., Steinmüller, K., Zweck, A. (eds) Gefühlte Zukunft. Zukunft und Forschung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-35890-7_7
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