Zusammenfassung
Auf die Frage, wer mit welcher Autorität wem etwas zu sagen hat, gibt es natürlich auch in der katholischen Kirche verschiedene Antworten. Ihr ist, anders als es immer noch manche glauben oder glauben machen wollen, als weltweit in verschiedensten Kontexten präsente Akteurin, in durchaus besonderer Weise die Aufgabe gestellt, Identität und Pluralität, Wahrheit und Toleranz, Autorität und Partizipation, Wahrhaftigkeit und Demut zusammenzudenken und praktisch zu vermitteln.
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Notes
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Auf diese Adressierung, die den Anfang der Enzyklika markiert, rekurriert der Papst dann auch mehrmals im Kontext der pastoralen Weisungen des letzten Kapitels: „Allen Menschen guten Willens ist hier eine große Aufgabe gestellt: unter dem Leitstern der Wahrheit, der Gerechtigkeit, der Liebe und der Freiheit in der menschlichen Gesellschaft neue Wege der gegenseitigen Beziehungen zu finden“ (PT, VaZiff. 87); „Was Wir bisher über die Fragen ausgeführt haben, welche die Gesellschaft gegenwärtig so beunruhigen und die mit dem Fortschritt der Menschheitsfamilie eng zusammenhängen, das hat Unserem Herzen jene starke Sehnsucht eingegeben, von der alle Menschen guten Willens entflammt sind: daß auf dieser Erde der Friede gesichert werde“ PT, Ziff. 166 bzw. VaZiff. 89); „Allen Menschen guten Willens aber, an die Unser Brief ebenfalls richtet, erflehen Wir Heil und Segen von Gott dem Allmächtigen“ (PT, Ziff. 172 bzw. VaZiff. 91 – letzter Satz).
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Vgl. hierzu noch Benedikt XVI., u. a. in seiner Rede vor dem Deutschen Bundestag (2011). Zur Kritik am „naturrechtlichen Schneckenhaus“ der traditionell-katholischen Soziallehre sei auf die einst aufgeregt diskutierten, immer noch lesenswerten Debattenimpulse von Bernhard Emunds und Matthias Möhring-Hesse in dem gemeinsam mit Friedhelm Hengsbach (1993) herausgegebenen Band „Jenseits Katholischer Soziallehre“ verwiesen. Mit Franz-Josef Bormann teile ich gleichwohl die Einschätzung, dass die Moraltheologie auch „in konstruktiver Fortschreibung ihrer naturrechtlichen Tradition einige wichtige Einsichten in das zeitgenössische Nachdenken über die Grenzen der ‚öffentlichen Vernunft‘ einbringen [könnte]“ (Bormann 2014, S. 88; mit konkretisierenden Hinweisen auf den nachfolgenden Seiten).
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Im Schlussteil der Enzyklika (FT 2020, Ziff. 286 f.) bezieht er sich namentlich noch auf Franz von Assisi, Martin Luther King, Desmond Tutu, Mahatma Ghandi – und Charles de Foucauld. der „durch die Identifikation mit den Geringsten […] zum Bruder aller Menschen [wurde]“.
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So belastet auch Franziskus seine eindrucksvolle Vision einer solidarischen Weltgemeinschaft mit einer an manchen Stellen („technokratisches Paradigma“, „praktischer Relativismus“, egoistischer „Individualismus“, interessenfixierter „Liberalismus“, anthropozentrischer „Relativismus“ etc.) doch recht einseitig gestrickten Modernekritik (2016, z. B. Kap. III; 2020, z. B. Ziff. 163, 206).
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Als deeskalierendes Signal lässt sich wohl ein Offener Brief von Kurienkardinal Koch an Volker Leppin, den evangelischen Wissenschaftlichen Leiter des Ökumenischen Arbeitskreises zu verstehen, in dem er den Vorwurf der Gesprächsverweigerung zu entkräften sucht (Koch 2021).
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Anstelle eines sachlich naheliegenden Exkurses über Gewissensfreiheit und (lehramtlicher) Normkompetenz müssen hier Literaturverweise genügen. Die katholischen Konfliktlinien lassen sich (immer noch) recht gut am Beispiel der Debatte über Veritatis splendor, der Moral-Enzyklika von Johannes Paul II (1993), studieren. Siehe hierzu Goertz (2014), Goertz und Striet (Hrsg.) (2020). Zur Frage, ob das Papstschreiben Amoris laetitia (Papst Franziskus 2016) wirklich einen Paradigmenwechsel in der katholischen Morallehre bedeutet siehe Goertz und Witting (Hrsg.) (2016), hier besonders die Beiträge von Goertz und Witting, Autiero, Bogner und Schuster.
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Vgl. Fuchs und Engelkamp 2010, deren kritische Anknüpfung an Joshua W. Bubys Konzept des „cultural match“: S. 11 ff.
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Vgl. die an Habermas adressierte Kritik an einer funktionalistischen Ausbeutung der transfunktionalen Dimension des Sakralen von Eckhard Nordhofen (2020); ebenso seine weiter ausgreifende Darlegung zur transfunktional anarchischen Kraft des Glaubens: „Das Weltverhältnis des Monotheisten ist ungesättigt“ (2018, bes. Kap. XIII, Zitat: S. 306).
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In seiner Rezension der Arbeit von Reiß kritisiert Breul (2020) dessen inklusivistische Intention als „intellektualistische Verkürzung des Glaubens“, die übersieht, „dass die propositionalen Gehalte der Religion nicht isoliert von ihrer Verwurzelung in einer umfassenden religiösen Praxis allgemein verbindlich gemacht werden können“ (S. 6).
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Vgl. hierzu auch den facettenreichen protestantischen Beitrag zu einer „Grundlegung öffentlicher als kritischer Theologie“ von Torsten Meireis (2020).
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Als „bleibende Probleme“ identifiziert Rotte auch innerkirchliche Entwicklungen: das „keineswegs reibungslose Verhältnis von Welt- und Ortskirchen“, den „augenscheinliche[n] Kontrollverlust der Amtskirche und des Heiligen Stuhls über fundamentalistische Strömungen“, die allmähliche „Gewichtsverlagerung des Katholizismus auf die Südhalbkugel“, außerdem „Widersprüche zwischen Kircheninteresse und der Position der Unabhängigkeit als besonderes Völkerrechtssubjekt“ (wie das Beispiel der faktischen Unterstützung Kroatiens im Balkankonflikt der 1990er Jahre zeigt. 2007, S. 274 f. Vgl. auch Barbato 2014).
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Ihr korrespondiert in der IB-Theorie seit den 1980er Jahren eine „konstruktivistische Wende“, die „mit ihrem Fokus Identitäten, Normen und Ideen auch der Erforschung religiöser Akteure und religiöser Traditionen entscheidende Impulse zu geben [vermochte]“ (Baumgart-Ochse 2010, S. 103).
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Ebeling, K. (2022). Die Adressaten sozialethischer Stellungnahmen. In: Stoppel, H., Polke, C. (eds) Pluralität und Pluralismus in der evangelischen Friedensethik. Gerechter Frieden. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-35738-2_8
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