Zusammenfassung
Menschen, die obdachlos sind und mit einer psychischen Erkrankung leben müssen, tun sich oft sehr schwer damit, professionelle Hilfe zu suchen und anzunehmen. Um den Gründen hierfür auf die Spur zu kommen, detailliert dieser Beitrag eine qualitative Untersuchung in zwei Kulturbereichen. Dabei wurden insgesamt 44 Personen befragt und ein Teil dieses Datenmaterials anschließend nach der Forschungslogik der Grounded Theory ausgewertet. Die Resultate verdeutlichen die enormen Belastungsfaktoren, mit denen dieser Personenkreis umzugehen gezwungen ist. Auf einer individuellen Ebene ist vielen ihr Selbstvertrauen und damit verbunden die eigene Verantwortungs- und Handlungsfähigkeit abhanden gekommen. Im Aufeinandertreffen mit Institutionen beklagen die Befragten mehrheitlich die Asymmetrie in der Interaktion mit Professionellen und das, obwohl sie Kommunikation als entscheidend für die eigene Krankheits- und Belastungsbewältigung ansehen. Schließlich weisen die Befunde eindeutig auf die Wichtigkeit des eigenen Privatraums als Voraussetzung für psychische Stabilität hin. Ein Best-Practice Beispiel aus jedem beforschten Kulturbereich rundet den Beitrag ab. Beide Projekte können sowohl auf der individuellen als auch auf der institutionell-interaktionellen Ebene Veränderungen anstoßen. Das Menschenrecht auf Wohnen aber muss die Politik einlösen.
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Leipersberger, T. (2023). Obdachlos, psychisch krank, aber nicht stumm – eine qualitative Untersuchung zur Nutzung psychiatrischer Hilfsangebote unter wohnungslosen Menschen in Hamburg und Columbus, Ohio. In: Borstel, D., Brückmann, J., Nübold, L., Pütter, B., Sonnenberg, T. (eds) Handbuch Wohnungs- und Obdachlosigkeit. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-35279-0_13-1
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