Zusammenfassung
CAPOTE so lässt sich mit einer soziologischen Filmanalyse zeigen, ist nicht nur ein fiktionales Biopic über den Schriftsteller Truman Capote, sondern insbesondere ein selbstreflexiver Film, der nach dem Stellenwert von sowohl fiktionalen als auch non-fiktionalen Narrativen für die soziale Konstruktion von Wirklichkeit fragt. CAPOTE verfügt dabei über eine Verweis- und Konstitutionsstruktur, die den Blick der Zuschauer*innen immer wieder auf das filmische ‚Außen‘ lenkt und damit auf die soziale Wirklichkeit als Resonanzraum für das filmische Präsens. Es zeigt sich: Die Relevanz fiktiver Filme ist keine Frage referenzieller Exaktheit, sondern diese eröffnet sich insbesondere, wenn sich die filmsoziologische Perspektive aus einem Abbildanspruch an das Filmische löst und es in seinem ‚ästhetischen Realismus‘ (Rancière) als ‚Wissensgegenstand eigenen Rechts‘ (Hediger) begreift. Dieses filmische Wissen freizulegen und in seiner Relevanz als empirisches Datum ernst zu nehmen, ist Anliegen der soziologischen Filmanalyse, deren methodisches Vorgehen am Beispiel von CAPOTE in diesem Artikel skizziert wird.
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Literatur
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Peltzer, A. (2021). Filmische Wahrheit und soziologische Methode. In: Dimbath, O., Heinze, C. (eds) Methoden der Filmsoziologie. Film und Bewegtbild in Kultur und Gesellschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-34927-1_8
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