Zusammenfassung
In diesem Beitrag werden die aufeinander bezogenen Sichtweisen von allochthonen und autochthonen Menschen in Deutschland empirisch untersucht. Die in den letzten Jahrzehnten gewachsene Mobilität hat dazu geführt, dass über den europäischen Nahbereich hinaus Menschen aus ganz unterschiedlichen Kulturkreisen nach Deutschland gekommen sind und kommen. Eine klare Abgrenzung von allochthon und autochthon ist unter den gegebenen Umständen immer schwieriger geworden. Es lässt sich daher nicht eindeutig entscheiden, wer im Rahmen der Analysen als MigrantIn und wer als ethnisch DeutscheR betrachtet werden kann. Wir haben uns auf die größeren Gruppen fokussiert, die in sozialwissenschaftlichen Erhebungen in nennenswertem Umfang Berücksichtigung finden. Von diesen Daten ausgehend zeigen wir, welche Einstellungen die „Deutschen“ gegenüber den ZuwandererInnen und welche Sichtweisen die „MigrantInnen“ im Hinblick auf die deutsche Gesellschaft entwickelt haben. Der Beitrag liefert Anhaltspunkte dahin gehend, wo Reibungspunkte bzw. Regelkonflikte im Rahmen eines permanenten Migrationsgeschehens entstanden sind, und inwieweit Menschen mit Migrationshintergrund zu einem selbstverständlichen Teil der deutschen Gesellschaft geworden sind.
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Notes
- 1.
Gemäß den OECD-Zahlen ist Deutschland seit 2012 nach den USA das wichtigste Einwanderungsland der OECD (vgl. OECD 2020, S. 24).
- 2.
Bassam Tibi bezeichnete das Staatsangehörigkeitsrecht 2001 als „eines der Haupthindernisse für eine erfolgreiche Integration von Migranten“ (B. Tibi 2001, S. 26).
- 3.
Beispiele hierfür sind die Parsen in Indien oder ethnisch geprägte Wohnquartiere in Großstädten.
- 4.
„Causes and Consequences of Socio-Cultural Integration Processes among New Immigrants in Europe“ (Ursachen und Folgen soziokultureller Integrationsprozesse von Immigranten in Europa), Universität Göttingen.
- 5.
Im ALLBUS 2014 z. B. sind für Personen mit Migrationshintergrund 83 unterschiedliche Nationalitäten der Eltern erfasst, von denen die Personen griechischer, italienischer, (ehemals) jugoslawischer, spanischer und türkischer Herkunft nur 31,6 % stellen.
- 6.
Zum Migrationshintergrund vgl. den Buchbeitrag von Heinz Ulrich Brinkmann und Haci-Halil Uslucan, Abschn. 6.1.
- 7.
Im Rahmen konfirmatorischer Faktoranalysen wies das Item zur Lebensstilanpassung immer die geringsten Gemeinsamkeiten mit den anderen Aussagen zur Messung von Fremdenfeindlichkeit auf.
- 8.
Mit Pfadabhängigkeit werden in den Sozialwissenschaften Prozesse charakterisiert, in deren Verlauf unterschiedliche Entwicklungsverläufe möglich sind. Wird einer der möglichen Wege eingeschlagen, ist es oft mit sehr großem Aufwand verbunden, die getroffene Entscheidung zu revidieren.
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Leibold, J., Kühnel, S. (2022). Die gegenseitigen Wahrnehmungen und Einstellungen von Einheimischen und MigrantInnen. In: Uslucan, HH., Brinkmann, H.U. (eds) Dabeisein und Dazugehören. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-33785-8_15
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