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Gründe und Ursachen – eine erneute Betrachtung

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Zusammenfassung

Können Gründe Ursachen unseres Handelns sein? Wenn man Gründe als Paare von Überzeugungen und Wünschen auffasst, spricht viel dafür, dass das so ist. Aber wie ist es, wenn man Gründe als Tatsachen in der Welt auffasst, die dafür sprechen, eine bestimmte Handlung auszuführen? Manche sagen, dass es zumindest für freie Handlungen keine hinreichenden Ursachen geben kann. Egal wie die Welt beschaffen ist, egal zu welchen Ergebnissen die Überlegungen einer Handelnden geführt haben, sie kann sich immer so und auch anders entscheiden. Hinter dieser Auffassung steht eine Auffassung (freien) Handelns, der zufolge dieses Handeln darin besteht, dass die Handelnde akteurskausal bestimmte Bewegungen verursacht. Diese Auffassung ist unhaltbar. Handlungen beruhen auf Entscheidungen, die oft auf Prozesse des Überlegens zurückgehen, die ihrerseits auch durch Tatsachen in der Welt angestoßen werden, die für die Ausführung einer Handlung sprechen. Zumindest de facto kommt es oft vor, dass diese Prozesse mit kausaler Notwendigkeit zu einer bestimmten Entscheidung und damit auch zu einer bestimmten Handlung führen. D. h., zumindest in manchen Fällen sind auch Tatsachen, die für die Ausführung einer Handlung sprechen, – nicht allein, aber zusammen mit anderen Umständen – Ursachen von Handlungen.

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Notes

  1. 1.

    Vgl. zu den nächsten Absätzen Beckermann 2015, S. 38 ff.

  2. 2.

    Aristoteles berichtet in Politik 1259a, dass Thales die reiche Olivenernte aufgrund seiner astronomischen Kenntnisse voraussagen konnte, sagt uns aber leider nicht, um welche Kenntnisse es sich genau handelte. Deshalb habe ich das Beispiel etwas ausgeschmückt.

  3. 3.

    Ich denke, dass dieses Bild freien Handelns auch den Hintergrund von Habermas’ bekanntem Spruch vom „eigentümlich zwanglosen Zwang des besseren Argumentes“ bildet. Auch für Habermas gilt offenbar: Selbst zwingende Argumente zwingen nicht wirklich; selbst wenn alle Argumente eindeutig für die Ausführung von A sprechen, kann sich die Handelnde immer noch gegen A entscheiden.

  4. 4.

    Meine eigene Antwort auf diese letzte Frage habe ich in einer Reihe von Aufsätzen zu formulieren versucht, am ausführlichsten vielleicht in Beckermann 2011; siehe aber auch Beckermann 2016.

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Beckermann, A. (2021). Gründe und Ursachen – eine erneute Betrachtung. In: Kipke, R., Röttger, N., Wagner, J., v. Wedelstaedt, A.K. (eds) ZusammenDenken. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-33464-2_4

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-33464-2_4

  • Published:

  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-33463-5

  • Online ISBN: 978-3-658-33464-2

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