Zusammenfassung
Wohnungs- und obdachlose Menschen erleben in Deutschland massive gesellschaftliche Abwertung und Ausgrenzung. Dabei wirken nicht revidierte Vorurteile in Form von Zuschreibungen aus der Vergangenheit fort. Politik und Medien befeuern die so entstehende gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit.
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Notes
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Bundessozialhilfegesetz vom 30. Juni 1961, BGBl Teil I, Nr. 46 vom 5. Juli 1961.
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2 BvR 335/62 vom 18. Juli 1967, vgl. https://opinioiuris.de/entscheidung/1520. Zugegriffen: 4. März 2020.
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Im Gesetzestext werden wohnungslose und obdachlose Menschen nicht explizit erwähnt. Im Rahmen meiner sozialarbeiterischen Tätigkeit in einem Ostberliner Sozialamt nach der Wende Anfang der 1990er-Jahre hatte ich allerdings regelmäßig mit ehemaligen 249ern zu tun, die als obdachlose Menschen kriminalisiert wurden, und konnte in ihren früheren Akten nachlesen, mit welchen ‚erzieherischen‘ Maßnahmen sie in der DDR konfrontiert waren.
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Als Zustimmung wurden die beiden Ankreuzvarianten „stimme voll und ganz zu“ sowie „stimme eher zu“ (von insgesamt vier Möglichkeiten) gewertet.
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2005 wurden die ehemalige Sozialhilfe sowie die Arbeitslosenhilfe zur Grundsicherung für Erwerbsfähige im neuen SGB II zusammengeführt.
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Gerull, S. (2021). Obdachlosenfeindlichkeit. Von gesellschaftlicher Stigmatisierung bis zu Hasskriminalität. In: Amesberger, H., Goetz, J., Halbmayr, B., Lange, D. (eds) Kontinuitäten der Stigmatisierung von ,Asozialität'. Citizenship. Studien zur Politischen Bildung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-32449-0_10
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