Zusammenfassung
Bei der Entwicklung von Prozeduren und Eingangstests für die Auswahl von Studieninteressierten gehen Hochschulen in Deutschland derzeit wenig einheitlich vor. Einer der Gründe kann darin liegen, dass kein gemeinsames Konzept vorliegt, was überhaupt unter Studierfähigkeit zu verstehen ist, die durch solche Aufnahmeverfahren geprüft werden soll. Im vorliegenden Beitrag gehen wir der Frage nach, wie sich der wissenschaftliche Diskurs zum Konzept der Studierfähigkeit gewandelt hat. Es gibt Hinweise auf systematische Verschiebungen über die Zeit dahin gehend, dass die kognitive Leistungsfähigkeit in den 80er Jahren als wesentlich erachtet wurde und erst nach und nach weitere, nicht-kognitive Dimensionen als Voraussetzungen von Studierfähigkeit mitgedacht wurden. Empirische Arbeiten zum Thema unterlegen die Bedeutsamkeit eines informierten Entscheidungsprozesses der Studieninteressierten für die Vorhersage von Studienerfolg. Wir argumentieren, dass Studierfähigkeitstests so konzeptualisiert werden sollten, dass sie bei Studieninteressierten realistische Einschätzungen eigener Interessen und Fähigkeiten und der Anforderungen verschiedener Studiengänge unterstützen.
Abstract
Currently, universities in Germany hardly adopt a uniform approach to the development of admission procedures and examinations. One of the reasons may be that there is no common understanding of what is meant by study ability, which should be tested by such admission tests. In this paper we examine the question of how the academic discourse on the concept of study ability has changed. Systematic shifts over time can be observed. While cognitive abilities were regarded as essential in the 1980s, only gradually were non-cognitive dimensions investigated as additional prerequisites for study ability. Empirical findings underline the importance of applicants’ well-informed decision-making process for predicting study success. We argue that admission procedures should be conceptualized in such a way that they support prospective students in making realistic assessments of their own interests and abilities and of the requirements of different study programmes.
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Braun, E., Mertens, J., Böttger, J., Haase, J., Hannover, B. (2021). Das Konzept der „Studierfähigkeit“ im wissenschaftlichen Diskurs in Deutschland. In: Bohndick, C., Bülow-Schramm, M., Paul, D., Reinmann, G. (eds) Hochschullehre im Spannungsfeld zwischen individueller und institutioneller Verantwortung . Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-32272-4_9
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