Zusammenfassung
In der einschlägigen kommunikationswissenschaftlichen Forschung sind in den vergangenen Jahren zahlreiche Studien publiziert worden, die – oft auf der Basis von standardisierten Befragungen – Aufschluss über den Anteil und die (politischen) Einstellungen von medienskeptischen Personen geben. Insbesondere Vorwürfe, die mit Begriffen wie „Lügenpresse“ und „Fake News“ operieren, waren vielfach für die akademische Forschung wie auch für Medienunternehmen Anlass, Studien zu erstellen, die soziale Merkmale von Medienskeptikerinnen und Medienskeptikern sowie Gründe für Medienskepsis darstellen. Sehr oft werden in den einschlägigen Studien dabei die Kategorien „Medienvertrauen“ und „Medienmisstrauen“ aufgegriffen. Dieser Beitrag trägt zentrale Erkenntnisse aus älteren und neuen quantitativen Studien zu Medienvertrauen und Medienskepsis zusammen. Deutlich wird dabei, dass Medien unter Eliteverdacht stehen und es offenbar für viele zu einer wachsenden Entfremdung zwischen Medienschaffenden und Mediennutzenden gekommen ist. Die Studien dokumentieren, dass reservierte Haltungen gegenüber Medien kein marginales Phänomen und nicht auf Randgruppen beschränkt, sondern weitverbreitet sind. Medien werden in Teilen der Bevölkerung als Teil des Establishments wahrgenommen und viele werfen dem Journalismus vor, wichtige Themen wie (fehlende) soziale Gerechtigkeit zu vernachlässigen.
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Teile der hier genannten Ergebnisse wurden auf der 63. Jahrestagung der DGPuK (Badura und Blöbaum 2018) und der 7. European Communication Conference (Badura et al. 2018) vorgestellt. Die Datensätze dieser Teilbefragungen der IfK-Trendstudie wurden außerdem für Publikationen ausgewertet (Badura et al. 2020; Blöbaum 2018; Blöbaum 2020; Schmidt 2019) und für die Präsentation von Teilergebnissen auf anderen Fachtagungen verwendet.
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Blöbaum, B., Krieter, M., Martin, C., Staege, N. (2020). Medienskeptikerinnen und Medienskeptiker im Spiegel quantitativer Studien. In: Blöbaum, B., Hanitzsch, T., Badura, L. (eds) Medienskepsis in Deutschland. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-31369-2_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-31369-2_3
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