Abstract
Public administrations, like other organizations, depend on assumptions about the future. These assumptions give orientation to political decisions and actions. The planning periods of public administrations are traditionally based on election periods and are therefore short. How do public administrations think about the future in medium and longer time periods? This question will be examined using the future trend of digital transformation as an example. Based on a document analysis of policy papers at the federal, state and municipal level, patterns of interpretation for the future of the digital transformation are reconstructed. Particular attention is paid to digitalized human resources management. It becomes clear that future thinking is guided by two contradictory poles of interpretation: on the one hand, digital transformation is perceived as a threat and as an inherently dynamic process, over which control must be gained. On the other hand, digital transformation is described as a process of reform and innovation that has enormous potential for improvement in almost all administrative areas.
Zusammenfassung
Öffentliche Verwaltungen sind wie andere Organisationen darauf angewiesen, Annahmen über die Zukunft zu entwickeln, um ihr Handeln an diesen auszurichten. Die Planungszeiträume von Verwaltungen orientieren sich traditionell an Legislaturperioden und sind kurz. Wie denken öffentliche Verwaltungen aber in mittleren und längeren Zeiträumen über die Zukunft? Diese Frage wird exemplarisch anhand des Zukunftstrends Digitalisierung untersucht. Anhand einer Dokumentenanalyse von Strategiepapieren zur Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene, werden Deutungsmuster zur Zukunft der digitalen Verwaltung rekonstruiert. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die digitalisierte Personalarbeit gelegt. Es wird deutlich, dass zwei widerstrebende Deutungspole das Feld der Zukunftsvorausschau aufspannen: einerseits die Wahrnehmung der Digitalisierung als Bedrohung und als eigendynamischer Prozess, über den dringend Kontrolle gewonnen werden muss. Andererseits wird Digitalisierung als Reform- und Innovationsprozess beschrieben, der enormes Verbesserungspotenzial für nahezu alle Handlungsbereiche der Verwaltung in sich trägt.
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Notes
- 1.
Für die vorliegende Fragestellung kann die genaue Abgrenzung von Politik und Verwaltung vernachlässigt werden. Wenn hier von öffentlicher Verwaltung gesprochen wird, ist genauer das politisch-administrative System (Mayntz 1982, S. 33 f.) gemeint. Dadurch kommt zum Ausdruck, dass die untersuchten Zukunftsdokumente keine reinen Produkte von Verwaltungsbehörden sind, sondern auch durch vorstaatliche Prozesse der politischen Willensbildung (etwa durch die Einbeziehung von Parteien oder direkt von Bürger*innen) geprägt sind.
- 2.
- 3.
Vgl. https://www.bundestag.de/internetenquete/ [Abgerufen 01.08.2019].
- 4.
Zum Leitbildprozess vgl. https://www.tecklenburg.de/leitbild-2023/ [Abgerufen: 01.08.2019].
- 5.
https://www.stadt-muenster.de/zukuenfte/ [Abgerufen 01.08.2019].
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Schophaus, M. (2020). Wie denkt die Verwaltung über die Zukunft? Dokumentenanalyse von Strategiepapieren zur Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung. In: Schilling, E., O'Neill, M. (eds) Frontiers in Time Research – Einführung in die interdisziplinäre Zeitforschung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-31252-7_14
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