Zusammenfassung
Für die politische Bildung ist immer wieder auf das Neue nötig, sich zu vergewissern, was Politik bzw. das Politische bedeutet. Um ein Verständnis von Politik zu erlangen, greift die politische Bildungsarbeit zum einen auf Überlieferungen und Überlegungen der politischen Theorie- und Ideengeschichte zurück; zum anderen auf aktuelle gesellschaftspolitische Zeitdiagnosen. Die gegenwärtigen Transformationsprozesse neoliberaler Globalisierung verändern Politik in ihrer Form, insbesondere hinsichtlich ihrer demokratischen, sozialstaatlichen und rechtsstaatlichen Fundierungen.
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Notes
- 1.
Zur Trennung von Politik und Politischem im 20. Jahrhundert und neueren Theorien des Politischen vgl. u. a. Flügel et al. (2004).
- 2.
Ausführlich zu diesen Aspekten siehe die Dissertation zu deliberativer Politik (Lösch 2005).
- 3.
Der Begriff der Beratung bezieht sich auf das Wort Rat respektive raten. Raten kann bedeuten, sich etwas geistig zurechtlegen, zu überlegen, auszusinnen, zu erraten oder zu deuten, wird aber auch im Sinne von ‚Vorsorge treffen‘ verwendet, wie in den Begriffen ‚Vorrat‘, ‚Hausrat‘ und ‚Heirat‘ zum Ausdruck kommt. An die Bedeutung von etwas Vorschlagen, Empfehlen schließt sich die Verwendung von Rat im Sinne von ‚gut gemeinter Vorschlag, Unterweisung, Empfehlung‘ an, worauf auch das Wort ratsam, d. h. empfehlenswert, verweist. In den Wortzusammensetzungen Familienrat, Stadtrat, Rathaus, Betriebsrat und Rätestaat lässt sich die Bedeutung von Rat im Sinne einer gemeinsamen Beratschlagung, einer beratschlagenden Versammlung erkennen. Von dieser Begriffsverwendung geht auch der Wortgebrauch aus, wenn von Subjekten, d. h. etwa Angehörigen einer Ratsversammlung oder den Räten, die Rede ist, im Gegensatz zu Ratgeber oder Titelzuweisungen wie Geheimrat oder Studienrat. Unter Beratschlagung oder Ratschlag begreift man einen ‚gut gemeinten Vorschlag‘, eine Beratung oder einen Beschluss, der allerdings nicht zweckgebunden und zweckrational verfasst sein muss. In der ursprünglichen Bedeutung von Ratschlag kommt es vielmehr darauf an, ‚den Beratungskreis zu schlagen‘, d. h. den Kreis der Beratung einzugrenzen, was sowohl die Themensetzung als auch die Teilnehmenden betrifft.
- 4.
Unter „Konsensrunden“ werden vor allem korporative Bündnisse gefasst, in denen der Staat bzw. die Regierung in Verhandlungen mit Interessenverbänden eintritt. Solche Verhandlungen finden meist informell statt und sind in der Verfassung nicht vorgesehen (vgl. von Blumenthal 2003, S. 9).
- 5.
Zur Auseinandersetzung mit der sozialen Frage bei Hannah Arendt siehe Lösch (2009).
- 6.
An anderen Stellen in ihrem Gesamtwerk legt sie weniger Wert auf eine Verfallsgeschichte als vielmehr auf die „Lücken“ zwischen Vergangenheit und Zukunft, die Brüche, die Momente und Potentiale von Neugründung (vgl. Arendt 1994c).
- 7.
Wilfried Thaa schreibt in seinem Aufsatz zu Arendts republikanischer Perspektive auf Politik und Weltgesellschaft: „Wenn Arendt die neuzeitliche Geschichte als Verfallsgeschichte erzählt, so ist es nicht der Verlust jenseits verbürgter Maßstäbe, den sie beklagt, sondern die Entfremdung von einer gemeinsamen Welt im objektiven wie interpersonalen Sinn, mit deren Verflüssigung, Funktionalisierung und Subjektivierung die Grundlagen zu urteilen und handeln verschwinden“ (Thaa 1999, S. 414).
- 8.
Arendt hörte während des Wintersemesters 1923/1924 Heideggers Vorlesungen über Aristoteles’ Vorstellung von ‚aletheia‘ (Wahrheit) und Platons Sophistes. In diesen Vorlesungen entwickelte Heidegger bereits Themen, die den späteren Kern zu seinem Werk Sein und Zeit (1993) bilden sollten.
- 9.
In Sein und Zeit heißt es: „Die Öffentlichkeit verdunkelt alles“ (Heidegger 1993, S. 127). Öffentliche Welt ist bei Heidegger die alltägliche Welt, der Wirkungskreis des „Man“. Arendt verdeutlicht, dass es für Heideggers Kategorie des Man „aus der ‚Unverständlichkeit der Trivialität‘ dieser gemeinsamen Alltagswelt […] keinen anderen Ausweg als den Rückzug in jene Einsamkeit, die die Philosophen seit Parmenides und Plato dem politischen Bereich entgegengesetzt haben“ (1989, S. 15), geben kann.
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Lösch, B. (2020). Zum Begriff des Politischen in der politischen Bildung – Grundelemente deliberativer Politik im Werk von Hannah Arendt. In: Oeftering, T., Meints-Stender, W., Lange, D. (eds) Hannah Arendt. Bürgerbewusstsein. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-30676-2_5
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