Zusammenfassung
Die Veränderungen in den Gesellschaften weltweit erreichen seit dem Ende des 20. Jahrhunderts ein Tempo, das die Institutionen der westlichen Moderne an ihre Belastungsgrenze bringt. Kluge demokratische Steuerung scheint angesichts dieser ungezügelten Transformationswucht wichtiger denn je. Doch es wirkt fast so, als sei der Ruf nach politischen Problemlösungen zwecklos, denn die Voraussetzungen für kollektiv verbindliche und tragfähige Entscheidungen haben sich in der Gegenwart erheblich verschlechtert. Die Zeitstrukturen des Sozialen haben sich in der Spätmoderne auf Kosten demokratischer Gestaltungsmacht verselbstständigt. Die Politik verliert ihre Rolle als Schrittmacher für die gesellschaftliche Entwicklung und degeneriert zu einem situativen Redakteur.
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Laux, H., Rosa, H. (2021). Zeithorizonte des Regierens. In: Korte, KR., Florack, M. (eds) Handbuch Regierungsforschung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-30074-6_9-1
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