Zusammenfassung
Die Universität Bremen schlägt sowohl in ihrem Leitbild für Lehre und Studium als auch in ihrem Strategiepapier „2018 - > 2028“ mit dem Konzept des Forschenden Lernens eine Brücke zwischen ihrer Vergangenheit und ihren strategischen Zielen der Zukunft. Dieser Beitrag stellt dar, wie das Forschende Lernen Aushandlungsprozesse in universitären Fachkulturen initiiert und Dynamiken der Selbstvergewisserung und der Veränderung freisetzt. Diese Aushandlungsprozesse werden von unterschiedlichen Seiten betrachtet und dabei mit Erfahrungen aus dem Projekt „Forschendes Lernen im Studiengang BA Kulturwissenschaft“ (vgl. Kaufmann/Koch in diesem Band) belegt. Zum einen wird verdeutlicht, wie Lehrende (und Forschende) über das Forschende Lernen in einen Dialog treten, der den Blick auf und das Selbstverständnis über das eigene Fach aktualisiert. Zum anderen wird aufgezeigt, wie Studierende das Forschende Lernen nutzen (können), um sich selbst in ihr Studienfach einzufinden und um sich mit ihm zu identifizieren. Die unterschiedlichen, sich kreuzenden Aushandlungsprozesse münden in eine aktualisierte Fachkultur und aktualisierte Formen des Forschenden Lernens, die einen errungenen Kompromiss unter den beteiligten Akteur*innen darstellen und eine starke Community of Practice (Lave und Wenger 1991; Wenger 1999) hervorbringen. Die Bedeutung des Forschenden Lernens für Fachkulturen wurde bisher unzureichend theoretisch reflektiert. Dieser Lücke widmet sich der vorliegende Beitrag.
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In der Zusammensetzung der Autor*innenschaft einiger Beiträge in diesem Sammelband bilden sich entsprechende Konstellationen ab.
Literatur
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