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Folter und Verfolgung erzählen – Methodologische Perspektiven

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Fluchtmigrationsforschung im Aufbruch

Zusammenfassung

Geflüchtete stehen vor allem seit der zahlenmäßig angestiegenen Fluchtmigration nach Deutschland im Fokus und im Interesse der Wissenschaft. Das empathische Zuhören und Anerkennen der aufnehmenden Gesellschaft von Folter-, Kriegs- und Verfolgungserfahrungen, die Fluchtmigrant*innen in der Regel mitbringen, stellen wesentliche Aufgaben und Leerstellen der aktuellen Debatten dar. Eine Forschung über Flucht und ihre Implikationen muss auch methodologische und methodische Weiterentwicklungen zulassen und aufwerfen, die dem Forschungsgegenstand gerecht werden. In diesem Kapitel wird anhand einer Forschungsarbeit aufgezeigt, welcher Ansatz gewählt wurde und wie Erfahrungen von Flucht, Vertreibung, Folter erhoben, ausgewertet und interpretiert werden können.

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Notes

  1. 1.

    Alle Namen und Orte sind nach Gesichtspunkten der strukturellen Ähnlichkeit pseudonymisiert.

  2. 2.

    Es zeigen sich ebenfalls Schwierigkeiten der ‚Benennung‘, was in den Konzentrationslagern passiert ist. Schließlich hat sich ‚Holocaust‘ als Begriff durch eine US-amerikanische Spielfilmreihe in Westdeutschland als Hilfsbegriff zu den extrem leidvollen Erfahrungen und Erkenntnissen in Bezug auf Konzentrationslager etabliert.

  3. 3.

    Die quantitative und qualitative Relevanz dieser Erfahrungen zeigt sich erneut jüngst in einer Studie, bei der Geflüchtete befragt wurden (Schröder et al. 2018). In dieser gaben mehr als 40 % der befragten Geflüchteten an, unter psychischen Beschwerden zu leiden und etwa drei Viertel mussten in ihrem Leben Gewalt erfahren (Schröder et al. 2018, S. 8, 12 ff.).

  4. 4.

    Im Kontext von Erzählungen der Überlebenden der Shoah stellte ein mit den Überlebenden arbeitender Psychiater fest, dass es schwierig sei, die Erzählungen über die Zeit der Verfolgung und der Aufenthalte im KZ zu generieren. Er stellte fest, dass die Aufforderung, die gesamte Lebensgeschichte zu erzählen, zu einer der besonders effektvollen Fragetechniken gehört (Eissler 1968, S. 459). Dies ist ein weiterer Grund für die Wahl des biografisch orientierten „Narrativen Interviews“ im Kontext der Fragestellung dieser Arbeit.

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Busche, G. (2019). Folter und Verfolgung erzählen – Methodologische Perspektiven. In: Behrensen, B., Westphal, M. (eds) Fluchtmigrationsforschung im Aufbruch. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-26775-9_8

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