Zusammenfassung
Die kommenden Jahre werden von einmaligen globalen Herausforderungen geprägt sein. Gemäß dem letzten Bericht des Weltklimarats bleibt uns nur bis zum Jahr 2030 Zeit, hinreichende Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen. Eine völlig andere Problemlage besteht darin, dass in vielen Betrieben das Potenzial der Beschäftigten zu wenig genutzt wird; immer mehr Menschen brennen aus. Zwischen diesen gänzlich unterschiedlichen Brennpunkten besteht eine Verbindung: Unternehmerische Suffizienzstrategien, die zur Senkung von Umweltbelastungen beitragen, können zugleich mit der persönlichen Erfüllung von Firmeninhabern und Belegschaft harmonieren. Anhand konkreter Praxisbeispiele von acht unterschiedlichen Suffizienstrategien zeigt sich, wie sich suffizientes Wirtschaften glück- und sinnstiftend auswirken kann. Aufgrund der diversen Vorteile unternehmerischer Suffizienzstrategien sollten diese in Wirtschaft, Politik und Beratung stärkere Berücksichtigung finden.
Der höchste Unternehmenserfolg ist ein erfülltes Leben.
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Notes
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Als „tipping elements“ wurden erstmals von Lenton et al. (2008) das Schmelzen der Eisschilde in der Arktis und Antarktis, Veränderungen von Meeresströmungen und Monsunen und die Zerstörung der Wälder in nördlichen Breiten sowie des Regenwalds im Amazonas bezeichnet.
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Das Glück der Menschen steigt zwar mit zunehmendem Gehalt, jedoch nur bis zu einer bestimmten Höhe. Sind sie materiellen Grundlagen gedeckt, nimmt das Glück bei steigendem Gehalt nicht zu (Layard 2009).
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Unter Engagement sind hier Aktivitäten gemeint, für die sich ein Mensch um ihrer selbst willen einsetzt; von Sinn spricht Seligman, wenn der Mensch etwas dient, das größer ist als er selbst (Seligman 2012, S. 35).
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Auch wenn seit Urzeiten versucht wird, die Seele eines Menschen zu erfassen, ohne dass dies bisher auch nur annähernd gelungen wäre, halte ich Menschen für beseelte Wesen. Wem der Begriff unpassend erscheinen mag, kann stattdessen von einem inneren Wesenskern ausgehen.
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Es mag bemerkenswert erscheinen, dass dieser Begriff im Standardwerk Dorsch – Lexikon der Psychologie nicht aufgeführt ist.
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Effizienz- und Konsistenzstrategien beruhen zumeist auf technischen Innovationen, die infolge materieller Rebound-Effekte zusätzliche Naturverbräuche verursachen können. Darüber hinaus sorgt das Kaufverhalten der Konsumenten nicht selten für weitere Rebound-Effekte, wenn beispielsweise mehr T-Shirts gekauft werden, weil sie als vergleichsweise ressourcenschonend gelten und Käufer zur Annahme neigen, mit dem Erwerb eines weiteren Shirts eine gute Tat zu vollbringen.
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Kürzlich hat die FINMA das Prüfwesen für Banken mit gutem Risikoprofil vereinfacht. Die Pilotphase steht kleinen Banken offen, „die deutlich überdurchschnittlich mit Kapital und Liquidität ausgestattet sind und keine sonstigen besonders erhöhten Risiken aufweisen“ (Mitteilung der FINMA vom 13. Juli 2018). Die BBO Bank Brienz Oberhasli AG erfüllt die Bedingungen und wurde von der FINMA dazu ausgewählt.
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Neben der Cola werden verschiedene weitere Produkte hergestellt und vertrieben.
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Die Firma, die 1973 von Yvon Chouinard in den USA gegründet wurde und mehr als 1200 Mitarbeitende beschäftigt, geht ausgesprochen ungewöhnliche Wege. Die Firma warb im Jahr 2011 in der New York Times mit einer Annonce „Don’t buy this Jacket“, auf der ein entsprechendes Produkt von Patagonia abgebildet war. So regt das Unternehmen an, Konsummuster zu hinterfragen und schlägt potenziellen Kunden vor, ein Kleidungsstück nur dann zu erwerben, wenn es wirklich gebraucht wird.
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Wobei sich hier Erfolg nicht mit maximal zu erzielendem Gewinn gleichsetzen lässt, sondern wie oben erwähnt, bedeuten kann, kostendeckend zu wirtschaften bis hin zu einer angemessenen, soliden wirtschaftlichen Basis.
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Maurer, C. (2019). Unternehmerische Suffizienz, persönliches Glück und ökologische Verantwortung. In: Buchenau, P. (eds) Chefsache Zukunft . Chefsache. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-26560-1_18
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