Zusammenfassung
Intersektionalität und soziale Ungleichheit weisen große Überschneidungen auf. Der Beitrag arbeitet Gemeinsamkeiten und Unterschiede heraus und schlägt drei Ansätze für eine forschungsbezogene Zusammenführung beider Konzepte vor: den Fokus auf soziale Mechanismen und Kontexte (1), auf das Individuum und seine Verwirklichungschancen (2) sowie auf Ungleichheitsregime in Organisationen (3). Offene Fragen ergeben sich aus der Vielfalt ungleichheitsrelevanter Kategorien und einer nur in Ansätzen vorhandenen Methodologie zur Erforschung von intersektionalen Ungleichheiten.
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Notes
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So halten Degele und Winker (2011, S. 76) den Körper für eine wichtige Differenzkategorie, auf dessen Grundlage „Herrschaftsverhältnisse zwischen Menschengruppen aufgrund körperlicher Merkmale wie Alter, Attraktivität, Generativität und gesundheitliche Verfasstheit“ aufgebaut werden.
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Während die US-amerikanische Intersektionalitätsforschung die Kategorie „Rasse“ präferiert, definiert als „sozial definierte Unterschiede, die auf körperlichen Merkmalen, Kultur und historischer Herrschaft und Unterdrückung basieren und durch eingefleischte Überzeugungen gerechtfertigt werden“ (Acker 2010, S. 88), zieht die deutsche Intersektionalitätsforschung die Kategorie „Ethnizität“ vor. Diese Präferenz hat nicht nur mit historischen Entwicklungen zu tun, sondern hängt auch mit den unterschiedlich verlaufenden Entwicklungen in den USA und Europa zusammen. So werden Migrant∗innen in Deutschland weniger wegen ihrer Hautfarbe als vielmehr wegen ihrer kulturellen, sprachlichen oder religiösen Fremdheit diskriminiert, was auch ‚weiße‘ Migrant∗innen betrifft.
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Insofern ist Intersektionalitätsforschung besser geeignet, Prozesse des ‚doing gender‘, ‚doing race‘ oder ‚doing class‘ zu analysieren und ihr Zusammenwirken in unterschiedlichen sozialen Kontexten deutlich zu machen (Degele und Winker 2011).
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Mit Gesamtgesellschaft ist in der Regel der Nationalstaat gemeint (kritisch dazu: Weiß 2017).
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Exklusion/Inklusion bezeichnet Strategien, mit denen die Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe kontrolliert wird. Dadurch kommt es zu einer „Trennung in Insider und Outsider“ und, in der Folge, zu Diskriminierungen und Stigmatisierungen (Diewald und Faist 2011, S. 102). Chancenhortung meint Strategien, mit denen eine soziale Gruppe den Zugang „zu Ressourcen und Marktchancen“ monopolisiert und damit Konkurrent∗innen ausschließt. Ausbeutung findet statt, wenn sich in einer Kooperationsbeziehung die „mächtigere Seite [...] einen überproportionalen Anteil des Wertes sichern kann, der durch die jeweilige Kooperation erwirtschaftet wird“ (Diewald und Faist 2011, S. 103). Hierarchisierung bezeichnet die Existenz (und den Aufbau) von Positionen, die „unterschiedlich mit Rechten, Pflichten und Ressourcen“ ausgestattet sind (Diewald und Faist 2011, S. 105).
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Denn die Bedeutung eines Merkmals ergibt sich „erst aus dem jeweiligen sozialen und kulturellen Kontext und variiert dementsprechend bei ein und demselben Merkmal zwischen verschiedenen sozialen Kontexten“ (Diewald und Faist 2011, S. 105).
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Einen Überblick über erste Ansätze zur Überwindung dieser Desiderate gibt die Rezension von Ganz und Hausotter (2019).
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Für Forschungsansätze zu den sogenannten Global Care Chains: Lutz und Amelina (2017). Die Arbeit zeigt beispielhaft, wie Ungleichheiten qua Geschlecht, Klasse und Ethnizität im Kontext von Care miteinander verknüpft werden und durch Migrationsbewegungen verstärkt oder abgeschwächt werden.
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von Alemann, A. (2022). Soziale Ungleichheit und Intersektionalität. In: Biele Mefebue, A., Bührmann, A.D., Grenz, S. (eds) Handbuch Intersektionalitätsforschung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-26292-1_6
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