Zusammenfassung
Im Zentrum des Beitrags steht die Analyse der Arbeit und der Umgangsstrategien von Krankenhausärztinnen und Krankenhausärzten unter DRG-Bedingungen. Dabei wird eine verbindende Analyse der Mikro- und Mesoperspektive mit dem Fokus auf die Ärzteschaft auf operativer und Krankenhausgeschäftsführer auf strategischer Seite vorgenommen. Auf Basis von drei qualitativen Studien werden die alltagspraktischen Handlungsweisen von Ärztinnen und Ärzten analysiert und gezeigt, wie sich diese auf ihr Professionsverständnis auswirken. Wir greifen dabei zum einen den Umgang mit Fallzahl- und Zielvorgaben heraus, die gerade für Chefärztinnen und Chefärzte finanzielle Anreize bereithalten, zum anderen gehen wir auf die Möglichkeiten und Grenzen auf der Assistenz-, Fach- und Oberarztebene ein, Patientinnen und Patienten im Sinne der Patientensteuerung zu erlösoptimierten Zeitpunkten zu entlassen.
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Notes
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In der kürzlich vom Weltärztebund aktualisierten Fassung des ärztlichen Gelöbnisses heißt es hierzu: „I WILL NOT PERMIT considerations of age, disease or disability, creed, ethnic origin, gender, nationality, political affiliation, race, sexual orientation, social standing or any other factor to intervene between my duty and my patient.“ (Quelle: https://www.wma.net/policies-post/wma-declaration-of-geneva/, zuletzt geprüft am: 23.01.2018).
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Wir danken Anja Dieterich und Michael Simon für die konstruktiven Kommentare zu unserem Beitrag.
- 3.
Gefördert von der DFG (WI 3706/1–1).
- 4.
Gefördert von der Dr. Werner Jackstädt Stiftung.
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Wilkesmann, M., Falkenberg, J. (2019). Vom Blindflug zur Punktlandung – Zur Arbeit von Krankenhausärztinnen und Krankenhausärzten unter DRG-Bedingungen. In: Dieterich, A., Braun, B., Gerlinger, T., Simon, M. (eds) Geld im Krankenhaus. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-24807-9_7
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