Zusammenfassung
Seit den 1990er Jahren wurde in der Schweiz die Hochschulweiterbildung ausgebaut. Die vonseiten des Bundes initiierte „Weiterbildungsoffensive“ hat die Weiterbildung insgesamt, aber auch die Universitäten und Fachhochschulen selbst verändert und im Besonderen vielen Personen mit hochschulischen Abschlüssen eine Weiterbildungsoption eröffnet. In diesem Beitrag werden die Entstehung dieser Form von akademischer Weiterbildung („Advanced Studies“) dargestellt und das konfliktive Ringen um die Programmatik, Ausrichtung und Legitimität der Hochschulweiterbildung rekonstruiert. Dabei eignet sich der Ansatz der „Economie des Conventions“ (EC) insofern als er die Forminvestition und die Qualitätskonventionen, welche Rechtfertigungsbedarfe aber auch die Expansion dieses Bereiches prägen, sichtbar macht.
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Für diesen Beitrag wurde der Autor durch Alexandra Taras und Fabian Schuler unterstützt, die beide in die Recherche und Interviewdurchführung eingebunden waren. Weiter möchte ich Regula Leemann, Christian Imdorf und Reinhold Hedtke meinen herzlichen Dank für die vielen hilfreichen Anmerkungen zur Überarbeitung des Texts aussprechen.
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Gonon, P. (2019). Zur Legitimität von Hochschulweiterbildung in der Schweiz – Zwischen Wissenschafts- und Arbeitsmarktorientierung. In: Imdorf, C., Leemann, R., Gonon, P. (eds) Bildung und Konventionen. Soziologie der Konventionen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-23301-3_13
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