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Eine räumliche Analyse: Der (Nicht-)Nutzen theaterpädagogischer Maßnahmen im Übergang zwischen Schule und Erwerbsarbeit

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Nutzen, Nicht-Nutzen und Nutzung Sozialer Arbeit

Zusammenfassung

Der Beitrag beschäftigt sich mit dem Nutzen bzw. Nicht-Nutzen theaterpädagogischer Angebote im Kontext der Jugendberufshilfe. Folglich sind insbesondere die Bewertungen der Teilnehmenden von besonderer Bedeutung und damit einhergehend die Frage, welchen Nutzen oder eben auch Nicht-Nutzen die jungen Erwachsenen selbst beschreiben, die an theaterpädagogischen Maßnahmen im Übergang zwischen Schule und Erwerbsarbeit teilnehmen (müssen). Und damit wird auch die Frage relevant, ob und inwieweit sich die Teilnahme an der theaterpädagogischen Maßnahme als brauchbar für ihre gegenwärtige Lebenssituation und ihre subjektiven Zielstellungen im Hinblick auf ein selbstbestimmtes Leben erweist. Diese Fragen werden im Weiteren ausgehend von der sozialpädagogischen Nutzer*innenforschung „räumlich“ in den Blick genommen (vgl. zur Option der „sozialräumlichen“ Nutzer*innenforschung auch Scholten, van Rießen & Jepkens in diesem Band): Denn die hier im Fokus stehenden empirischen Analysen machen deutlich, dass die jungen Erwachsenen die differenten Angebote innerhalb der theaterpädagogischen Maßnahme mit spezifischen Räumen – Computerraum, Büro und Bühne – verorten und davon ausgehend den einzelnen Bestandteilen der Maßnahmen selektiv einen Nutzen oder eben auch keinen Nutzen attestieren.

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Notes

  1. 1.

    vgl. ausführlich zu den Aufgaben Sozialer Arbeit im Kontext der Jugendberufshilfe auch Bleck (2011, S. 256 ff.).

  2. 2.

    Wenn Soziale Arbeit im Kontext arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen junge Erwachsene bei der Einmündung in eine Ausbildung und/oder Erwerbsarbeit unter der Zielstellung unterstützt, dass Teilhabe am Arbeitsmarkt der zentrale Weg zur Teilhabe an Gesellschaft ist, kann sie dies nur, wenn Ausbildungs- und/oder Arbeitsplätze zur Verfügung stehen. Unter den Bedingungen fehlender Ausbildungs- und Arbeitsplätze sind die Zielsetzungen nicht mehr erreichbar: Im besten Fall kann nur der Platz in der Warteschlange im Zugang zu einem Ausbildungs- und/oder Arbeitsplatz verbessert werden (vgl. Galuske 1999, S. 72). So ist seit den 1990er Jahren die Jugendberufshilfe vermehrt mit dem Vorwurf konfrontiert, dass Soziale Arbeit hier zu einer Individualisierung und Pädagogisierung struktureller und konjunktureller Ursachen beiträgt.

  3. 3.

    Die hier gewählte Formulierung „teilnehmen (müssen)“ verweist auf die Kontexte und damit einhergehenden eingeschränkten Wahlmöglichkeiten, mit welchen insbesondere Jugendliche und junge Erwachsene, die Leistungen nach dem SGB II beziehen, konfrontiert sind. So haben die hier im Fokus stehenden jungen Erwachsenen zwar die „Wahl“, ob sie an dieser Maßnahme teilnehmen oder eben auch nicht, aber nur im Hinblick darauf, ob sie an dieser Maßnahme oder an einer anderen arbeitsmarktpolitischen Maßnahme teilnehmen. Eine eigenständige Beendigung der Maßnahme – im Sinne eines institutionellen „Abbruchs“ – ist regelmäßig mit Sanktionen und Leistungsminderungen verbunden.

  4. 4.

    Die folgenden empirischen Analysen entstammen einem Dissertationsprojekt, in dem u. a. 25 junge Erwachsene – Nutzer*innen einer theaterpädagogischen Maßnahme – in verschiedenen theaterpädagogischen Maßnahmen zu ihrem Nutzen bzw. Nicht-Nutzen der Teilnahme interviewt wurden (vgl. ausführlich van Rießen 2016, hier insbesondere S. 177 ff. und 244 ff.).

  5. 5.

    Der Begriff ‚Computerraum‘ wird in den Interviews von den jungen Erwachsenen nicht selber genutzt. Daher stellt er im Folgenden als Synonym für den Ort – ausgestattet mit Computern und Einzelarbeitsplätzen –, in dem die Nutzer*innen ihren Bewerbungsaktivitäten im Rahmen der Maßnahmen nachgehen können oder müssen.

  6. 6.

    Diese Situation schreiben sie sich dabei primär selber zu, ohne berücksichtigen zu können, dass strukturelle und wirtschaftliche Bedingungen den Zugang zu einer Ausbildung und/oder Erwerbsarbeit strukturieren (vgl. auch zur Ausbildungsfähigkeit van Rießen 2018, S. 70 ff.; Winkler 2008).

  7. 7.

    Der Begriff „Büro“ wird von den jungen Erwachsenen in den Interviews selber genutzt.

  8. 8.

    Die Ansprache der Professionellen ist dabei in den theaterpädagogischen Maßnahmen unterschiedlich; es werden differente Anredeformen verwendet. So werden die konkreten Personen in den Interviews als „Dozent*in“,Bewerbungsmanager*in“ „Pädagog*in“ oder „Sozialpädagog*in“ benannt.

  9. 9.

    Die dargestellten Themen machen deutlich, dass diese dem klassischen Aufgabenbereich sozialpädagogischer Beratung im Übergang zugeordnet werden können (vgl. Grimm und Vock 2007, S. 113 ff.; Eckert und Heisler 2010, S. 187 f.; Bleck 2011, S. 264 f.).

  10. 10.

    Zwar birgt ein solches Verständnis von Hilfe die Gefahr – entgegen seiner Intention – selbst affirmativ gegenüber den gesellschaftlichen Repressions- und Ausbeutungsverhältnissen zu sein. Gleichwohl ist der Leidensdruck als Ausdruck von Hilfebedürftigkeit jedoch evident und kann nicht durch Reflexion, im Hinblick auf gesellschaftliche Hervorbringung von Hilfebedürftigkeit, beseitigt werden (vgl. Brumlik und Keckeisen 1976, S. 248). Wenn damit Nutzer*innen den Anlass der aktiv eingeforderten Hilfestellung selbst bestimmen, orientieren sie sich mit ihren Bedürfnissen und Artikulationen, was ihnen von Nutzen sein könnte, an gesellschaftlicher „Normalität“, wie dies in den Narrationen der Interviews auch immer deutlich wird.

  11. 11.

    Der Begriff „von unten“ soll auf keine Hierarchisierungen im Sinne von „oben und unten“ verweisen, sondern knüpft einerseits an Überlegungen von Rudolph Bauer (1996) zu Grundmustern von Qualitätsdefinition an (vgl. ausführlicher van Rießen 2016, S. 59). Andererseits wird mir der Begrifflichkeit „von unten“ auch auf die Macht- und Hierarchieverhältnisse in institutionalisierten Kontexten verwiesen, die eine einseitige Zieldefinition vorgeben, die sich nicht (nur) an der Autonomie und Selbstbestimmung der Teilnehmenden sowie an deren sozialer Teilhabe orientiert.

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van Rießen, A. (2020). Eine räumliche Analyse: Der (Nicht-)Nutzen theaterpädagogischer Maßnahmen im Übergang zwischen Schule und Erwerbsarbeit. In: van Rießen, A., Jepkens, K. (eds) Nutzen, Nicht-Nutzen und Nutzung Sozialer Arbeit. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-23250-4_9

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