Zusammenfassung
Ein wesentliches Merkmal der Neuen Steuerung im Schulsystem der deutschsprachigen Länder stellt die Kopplung zwischen der Formulierung von Standards und der Überprüfung der Zielerreichung dar. Die rückgemeldeten Ergebnisse sollen zum einen Bildungspolitik und -administration informieren, zum anderen sollten sie idealtypisch Qualitätsentwicklungen in Schulen anstoßen. Inwiefern und unter welchen Umständen dies gelingt, ist jedoch noch vergleichsweise wenig erforscht. Auf Basis einer Mixed-Methods-Studie in Rheinland-Pfalz geht der Artikel der Frage nach, wie auf den Bildungsstandards aufbauende Instrumente der Qualitätssicherung von Schulleitungen und Lehrkräften bewertet, rekontexutalisiert und genutzt werden. Die Analysen zeigen, dass prozessbezogene Verfahren, wie kollegiale Hospitationen oder das Schülerfeedback, als nützlicher bewertet und intensiver verwendet werden als Instrumente der Neuen Steuerung, die vorwiegend als Kontrolle interpretiert werden. Aus den Daten wird ersichtlich, dass die Bereitstellung von Evidenzen keinen Automatismus der Nutzung nach sich zieht, sondern dass eine evidenzinformierte Schulentwicklung entsprechender Unterstützung, beispielsweise durch pädagogische Landesinstitute, bedarf.
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