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Praxis und Kritik ästhetischer Arbeit

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Ästhetik und Organisation

Part of the book series: Organisation und Gesellschaft ((OUG))

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Zusammenfassung

Dieser Beitrag fragt danach, was man sich unter der vielfach geäußerten Diagnose einer „Ästhetisierung von Arbeit“ vorstellen muss. Dabei wird erstens den Verankerungen des Ästhetischen in der Erwerbsarbeit nachgespürt und in einem zweiten Schritt nach Möglichkeiten der Kritik dieser Arbeitspraxis gefragt. Hierzu werden theoretische sowie empirische Studien zur ästhetischen Arbeit konsultiert, besonders zur Kultur- und Kreativwirtschaft. Es werden so drei Formen ästhetischer Arbeitspraxis herausgearbeitet: Arbeitspraktiken gelten als ästhetisch, wenn sie auf die routinierte Hervorbringung ästhetischer Objekte zielen, wenn ihnen eine inhärente ästhetische Dimension zugeschrieben wird oder wenn sie als Resultat einer Wanderbewegung vom Kunstfeld in die Ökonomie begriffen werden. Mit diesen drei Formen korrespondieren analytisch drei Kritikformate, die Kritik an den Arbeitsbedingungen, Affekt- und Entfremdungskritik und Oberflächenkritik. Die so entworfene Systematik hilft konkrete Formatierungen ästhetischer Erwerbsarbeit zu bestimmen, zu relationieren und kritisch zu hinterfragen.

Dieser Beitrag stellt eine erweiterte Fassung von Krämer (2017) dar

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Notes

  1. 1.

    Die Deutung gesellschaftlicher Entwicklung als „Ästhetisierung“ ist keineswegs neu wie Katharina Scherke (2000) anhand verschiedener Modernisierungstheorien ab 1900 vorführt (siehe aber auch Bubner 1989; Honneth 1994; Rebentisch 2012).

  2. 2.

    Die Arbeitsformen, mit denen derartige Objekte gezielt hervorgebracht werden, werden auch als „cultural work“ (Beck 2003), „creative labour“ (Hesmondhalgh und Baker 2012; McKinlay und Smith 2009) oder „Kreativarbeit“ (Krämer 2014a; Manske 2016) bezeichnet.

  3. 3.

    Dass damit ein großer Anteil nicht-ökonomisch organisierter Arbeitstätigkeit ausgeschlossen wird, liegt auf der Hand. Beispielsweise lassen sich im Bereich der „Hausarbeit“ und des „Care Work“ ebenso ästhetische Aktivitäten und Anstrengungen finden, die nicht als Erwerbsarbeit konzipiert sind. Aber auch künstlerische Tätigkeiten verweigern sich wiederholt einer primären erwerbsarbeitlichen Orientierung (Müller et al. 1972). Und auch in anderen Lebensbereichen zielen vielgestaltige Anstrengungen auf die Evozierung ästhetischer Erlebnisse – etwa in der Freizeit, wenn sowohl die Garten- als auch die Körperarbeit im Fitnessstudio oder das gemeinsame Spiel im Sportverein nicht nur der physischen und psychischen Erholung dient, sondern ebenso auf die Erschaffung eines ästhetischen Objekts abzielt: des Gartens, des Körpers oder des Spielzugs.

  4. 4.

    Zum Überblick: Krämer (2014a, S. 69 ff.).

  5. 5.

    Das dies allerdings von Fall zu Fall differiert, zeigt Krämer (2014a, S. 205).

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Krämer, H. (2019). Praxis und Kritik ästhetischer Arbeit. In: Hartz, R., Nienhüser, W., Rätzer, M. (eds) Ästhetik und Organisation. Organisation und Gesellschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-21978-9_2

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