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Zur Aktualität Herbert Marcuses in der fortgeschrittenen Konsumgesellschaft

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Vergessene und verkannte Vordenker für eine Kritische Konsumtheorie

Part of the book series: Kritische Verbraucherforschung ((KV))

Zusammenfassung

Herbert Marcuse hat sich von den Autoren der sogenannten „Kritischen Theorie“ am intensivsten mit der spätkapitalistischen Gesellschaft und dem Totalphänomen Konsum sowie möglichen Auswegen aus beiden auseinandergesetzt. Dieser Beitrag möchte prüfen, inwieweit rund ein halbes Jahrhundert später die Grundstrukturen dieser Kritik noch Bestand haben, und ob und wie sich „Konsum“ als zentraler gesellschaftlicher Modus verändert hat. Der Beitrag beschäftigt sich, dem Verständnis Marcuses folgend, in aller hier gebotenen Kürze mit den dominanten gesellschaftlichen Interessen ebenso wie mit den Triebkräften der Menschen und den modernen gesellschaftlichen Verwaltungsformen für Individuen, geht also vom Erwerbsarbeitszwang, der Bürokratie zu Familie, Freizeit und Konsum. Von der alten Flaschenpost des Widerstands, der Kunst, ausgehend, folgt der Blick schließlich den transhumanistischen Entwicklungen des militärisch-industriellen Komplexes als Ultima Ratio technologischer Vernunft. Die Frage nach einer möglichen Freiheit für die Einzelnen scheint da nur mehr schwer artikulierbar.

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Notes

  1. 1.

    Wer den Menschen grundsätzlich für gut hält oder für ein Wesen, das gut werden kann, etwa wenn die soziale Ungleichheit durch eine Abschaffung des Privateigentums gelöst wäre, betätigt sich als Religionslehrer, als Ideologe. Zum Menschen, diesem höchstentwickelten Tier, gehören Libido und Destrudo, Liebe und Aggression, gleichermaßen. Freud hat das einmal sarkastisch so ausgedrückt: „die Kindlein, sie hören es nicht gerne, wenn die angeborene Neigung des Menschen zum ‚Bösen‘, zur Aggression, Destruktion und damit auch zur Grausamkeit erwähnt wird“ (Freud 2010, S. 70).

  2. 2.

    Wo die Staatsmacht ihren Bürgern misstraut, verbietet sie diesen den Besitz von Waffen. Im Gegensatz zur Schweiz, in der unbescholtene Bürger jederzeit eine Waffe erwerben können, wurden in Deutschland zuerst im Nationalsozialismus 1933 indirekt und 1938 direkt jene Gruppen entwaffnet, die als feindselig etikettiert wurden, also etwa Juden und Zigeuner; nach dem Zweiten Weltkrieg entwaffneten die Alliierten schließlich alle Bürger bei Androhung von Strafen bis hin zur Todesstrafe. Dennoch sind Kriminelle häufig und recht gut (illegal) bewaffnet. Und, Hoplophobie ist eine der wenigen, von den Bürokratien gern gesehenen devianten Verhaltensweisen.

  3. 3.

    Es geht hier nicht darum, Frauen eine nur häusliche Funktion zuzuschreiben, sondern ausschließlich um das Abschneiden von Entscheidungsmöglichkeiten von Frauen und ebenso Männern für mehr Familienzeit und weniger Berufsarbeit bzw. autochthoner Zeitsouveränität außerhalb der Oberschicht. Übrigens arbeiten (Erwerbsarbeit und Hausarbeit) heute beide Geschlechter statistisch gleich viel, was vom zeitgenössischen Feminismus möglicherweise aus ideologischen Gründen so noch nicht erfasst wurde.

  4. 4.

    Die linksliberal sich haltende Zeit versteht weibliche Verschleierung (Islam) als Emanzipation.

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Kollmann, K. (2019). Zur Aktualität Herbert Marcuses in der fortgeschrittenen Konsumgesellschaft. In: Piorkowsky, MB., Kollmann, K. (eds) Vergessene und verkannte Vordenker für eine Kritische Konsumtheorie. Kritische Verbraucherforschung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-21970-3_7

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