Zusammenfassung
Über die Jahrhunderte und vor allem die letzten 70 Jahre der Professionalisierung und Institutionalisierung von Popmusik und Medien haben sich auf kulturell-ästhetischer Grundlage beobachtbare Konstanten der Evolution entwickelt: Diskurse, Zuschreibungen und Verhandlungen von Authentizität, Kunst, Kommerz und Etablierung. Diese lassen sich sowohl an einzelnen Phänomenen wie Bands, Gruppierungen, Moden oder Bewegungen ablesen als auch übergreifend auf allen Ebenen des popmusikalischen Kommunikationsprozesses von der Produktion über die Distribution, die Rezeption und Nutzung bis hin zur Weiterverarbeitung und Re-Produktion neuer Musik- und Medienangebote. Medien werden dabei verstanden als wechselwirksamer Zusammenhang aus Kommunikationsinstrumenten, Medien- und Musiktechnologien, sozialsystemischen Organisationen und konkreten Musik- und Medienangeboten. Geprägt werden diese von Kulturen als kollektiv abgeglichene und gleichzeitig subjektabhängige Interpretationen von Wirklichkeitsmodellen, von kosmopolitischen Hyperkulturen bis zu nationalistischen Kulturessentialismen. Formen des Erscheinens, Wahrnehmens und Verarbeitens werden hier als Ästhetiken populärer Musik und Medien aufgefasst, die sich nicht am aus klassischen Künsten entlehnten Schönen oder Erhabenen orientieren, sondern eine über den puren Gebrauchswert hinausgehende genüssliche, wenn nicht sogar vergnügliche Sinnhaftigkeit bedeuten. Der Beitrag liefert anhand zahlreicher Beispiele grundlegende Abrisse und Konzept-Überblicke zu den komplexen Begriffen, um so ein historisch hergeleitetes und systematisch ausformuliertes interdisziplinäres Verständnis zu leisten, welches von Nöten ist für die aktive, reflektierte Teilhabe an Geschichten und Diskursen über Popmusik und Medien.
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Notes
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Für gänzlich unterschiedliche Herangehensweisen an diesen faszinierenden Bereich vgl. etwa Diederichsen 2014; Hemming 2016; Rumpf 2011; Schramm et al. 2017; Wicke 2001, 2011; Jacke 2013a und die Beiträge in Diederichsen und Sievers 2017. Die bewusst sehr ausgiebig gestaltete Verwendung von Fachliteratur soll dabei als Fundus zur weiteren, vertiefenden Beschäftigung mit diesem sehr komplexen basalen Bereich dienen. Für die Korrektur meines Beitrags danke ich Manuel Troike.
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Vgl. ähnlich Maase 2018, der im Rahmen einer empirischen Populärkulturwissenschaft bei aller Problematik der Versprachlichung von Erleben für Methoden der Auto-Ethnographie und Emotionspraxeologie plädiert. Zu einer an Shusterman, Hügel, Faulstich, Westerbarkey und Anders angelehnten Betrachtung von Pop, Kultur, Kritik, Unterhaltung und Vergnügen vgl. Jacke 2013a, S. 226–249.
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vgl. zu den Modi von Kulturalität grundlegend Welsch 2017, vgl. exemplarisch die vergleichende Studie von Burkhalter et al. 2012 und grundlegend zu Lokalisierung/Globalisierung von Popmusikkulturen und -industrien die unterschiedlichen Perspektiven von Binas-Preisendörfer 2010, Burkhalter 2013 und Gebesmair 2008, vgl. zu Topohilie, Topophobie und Postkoloniale Analyse populärer Musiken Ismaiel-Wendt 2011. Letzterem danke ich für dessen fruchtbares Bestreben, den Kulturbegriff abzuschaffen.
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vgl. zu drastischer Ästhetik in populären Kulturen die Dissertationsschrift von Sanchino Martinez (2016), die neben theoretisierender Grundlagenarbeit auch Fallstudien zu Slayers Album „Reign in Blood“ (Musik: Thrash/Heavy Metal), Lucia Fulcis Film „L’Aldilá“ (Film: Horror/Splatter) und Bret Easton Ellis‘ Roman „American Psycho“ (Literatur: Roman) vorgelegt hat, sowie die Beiträge in Giuriato und Schumacher 2016 und Jacke und Flath 2017.
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vgl. hierzu vor allem die sehr anregenden Interviews in der dreiteiligen Reihe „Digitale Evolution“ in der Zeitschrift Spex – Magazin für Popkultur, Heft 310, 311 (beide 2007) und 314 (Gurk 2008).
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vgl. dazu aktuell die Beiträge in Jacke und Flath 2017.
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Ein ausgiebiger empirischer Beleg hierfür ist freilich erst noch zu erarbeiten.
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