Zusammenfassung
Die Kommunistin Trude Richter (1899-1989), 1. Sekretär des BPRS, und Zenzl Mühsam (1884-1962), die Witwe des im KZ Oranienburg ermordeten anarchistischen Schriftstellers Erich Mühsam, kamen Mitte der 1930er Jahre in die Sowjetunion, um kurz darauf verhaftet und in den Gulag geschickt zu werden. Dem folgte die Verbannung nach Sibirien. In den 1950er wurden sie rehabilitiert und kamen in die DDR. Die 1990 erschienenen Memoiren von Richter, Totgesagt. Erinnerungen, und die erst 1995 veröffentlichte Auswahl von Briefen Mühsams zeugen von der eingeschränkten, ständigen Kontrollen unterworfenen Integration von Exilanten mit Gulag-Erfahrung in der DDR. Ihre Publikation deckt überdies die Machenschaften der kulturpolitischen Organe in jenem Staat auf, die den Opfern des Stalinismus die Schweigepflicht über erlittenes Unrecht in der Sowjetunion auferlegten und sie zu Zensur bzw. Selbstzensur zwangen. Als textuelle Beiträge zur (Re-)Konstruktion dieses Aspekts der DDR-Geschichte werden sie in diesem Kapitel auf der Suche nach dem auffallenden Kontrast zwischen dem Verschweigen und Verschleiern der erlebten Repression und der trotzdem durchschimmernden Anklage untersucht.
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Literaturverzeichnis
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Vilar, L. (2018). Mit Gulag-Erfahrung in die DDR. Trude Richter und Zenzl Mühsam zwischen Zensur und Selbstzensur. In: Maldonado-Alemán, M., Gansel, C. (eds) Literarische Inszenierungen von Geschichte. J.B. Metzler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-21671-9_29
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