Zusammenfassung
In Zeiten zunehmender Globalisierung und damit einhergehender Überforderung des Staates kann das Gemeinwohl nicht mehr rein national bestimmt und verwirklicht werden. Dementsprechend ist es nur konsequent, wenn in Antwort auf diese Entwicklung auch die Europäische Union (EU) im Rahmen der ihr übertragenen Ziele und Zuständigkeiten im Verbund mit ihren Mitgliedstaaten Verantwortung für das europäische Gemeinwohl übernimmt. Die durch den Wegfall der Binnengrenzen in Binnenmarkt und Schengenraum ausgelöste Integrationsdynamik führt zu einer fortschreitenden Europäisierung ursprünglich nationaler Gemeinwohlbelange. Solchermaßen wird die EU zu einem Gemeinwohlverbund, in welchem das europäische Gemeinwohl – gesteuert durch Solidaritätsprinzip einerseits und das Subsidiaritätsprinzip andererseits – in arbeitsteiliger und loyaler Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten verwirklicht wird.
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Calliess, C. (2021). Europarecht. In: Hiebaum, C. (eds) Handbuch Gemeinwohl. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-21086-1_35-1
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