Zusammenfassung
Mit den zunehmenden Migrationsbewegungen seit den 1970er-Jahren hat das Verhältnis von Migration und Religion auch in Europa wieder an Bedeutung gewonnen. Die religiöse Zugehörigkeit speziell zum Islam, kristallisiert sich dabei als ein wichtiger Referenzpunkt für eine Abwehrhaltung gegenüber Migranten und Integration heraus. Allerdings besitzen religiöse Zugehörigkeit und Religiosität durchaus weiter reichende Bedeutung für Migration. So wirkt Religion als Push-Faktor für Migrationsbewegungen, wenn sie zu Konflikten führt bzw. diese verstärkt. Gleichzeitig kann sie als Integrationsbrücke ein beachtlicher Pull-Faktor in den Zielgebieten der Migration sein. Eine gemeinsame religiöse Zugehörigkeit bietet dort oft Anlaufstellen für Neuzuwanderer und dient in einer Diaspora-Situation sowie in transnationalen Migrationskonstellationen als Ankerpunkt einer kollektiven Identität. Religiöse soziale Netzwerke können hier integrativ wie desintegrativ für die Zuwanderungsgesellschaften wirken. Zusätzlich stellt das Gefühl religiöser Zugehörigkeit einen Bestandteil transnationaler Vernetzungen von Individuen dar. Die derzeit allerdings zentrale Frage im Umfeld von Religion, Migration und Integration ist die nach der Wirkung von Religion als Konfliktproduzent oder als integrative Kraft. Aufgrund einer Kondensierung religiöser Kollektividentitäten ist zukünftig, trotz aller stattfindenden Säkularisierungsprozesse, ein Bedeutungsgewinn der Beziehung von Migration und Religion zu erwarten.
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Notes
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Unterschiedliche Religionen werden in Gebieten bekannt und zur Option, wo früher allein historisch gewachsene Dominanzreligionen regiert haben. Die Verbreitung südostasiatischer Religion in Europa, wie auch des evangelikalen Christentums und Islams in Afrika können hier als besonders dynamische Beispiele genannt werden.
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Die DeZIM-Forschungsgemeinschaft ist eine Initiative zur vernetzten Migrationsforschung in Deutschland seitens des BMFSFJ, die mit dem in Berlin beheimateten DeZIM-Institut verbunden ist.
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Dennoch werden auch durch diese Erweiterungen spezifische Erfassungsprobleme nicht gelöst, die kleinere religiöse Gruppen betreffen: Die quantitative Erforschung von Alewiten, Jesiden und selbst Mitgliedern des jüdischen Glaubens ist in Deutschland quasi nicht existent. Dies erzwingt entweder Spezialumfragen, denen wiederum oft die Vergleichbarkeit zur indigenen Bevölkerung abgeht, oder aber deutliche Übergewichtungen spezifisch zu untersuchender Gruppen. Selbst bei entsprechenden Überquotierungen sind oft auskunftsfähige Variablen über religiöse Zugehörigkeiten, subjektive Religiosität oder religiöse Überzeugungen mit Gesellschaftsbezug fehlend, was die Erforschung des Verhältnisses von Migrationsstatus bzw. Migrationserfahrung und Religiosität erschwert. Doch selbst wenn man die repräsentative Befragung dieser religiösen Gruppen lösen könnte, ergeben sich neue Probleme. Zeitlich weiter zurückreichende Vergleiche sind weiterhin schwierig, da weiter in die Vergangenheit zurückreichendes Datenmaterial nicht vorliegt.
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Selbst in einem historisch angelegten Zugang zur Thematik spielen religiöse Wanderungsbewegungen eine auffällig geringe Rolle in der Darstellung.
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Eine Ausnahme in der deutschen Debatte stellt der Sachverständigenbericht der deutschen Stiftungen für Migration und Integration 2016 dar (SVR 2016), der Religion zum zentralen Bezugsthema machte.
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Aufgrund der Beschränkungen des Beitrages wird vor allem auf die theoretischen Hauptstränge und ihre derzeitige Diskussion in der Migrations- und Religionssoziologie eingegangen.
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Siehe auch den entsprechenden Beitrag in diesem Handbuch.
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Vergegenwärtigen muss man sich, dass bei der Betrachtung zivilgesellschaftlicher Prozesse eine starke Forschungszentrierung auf die innereuropäische Perspektive existiert. Dies ist nachvollziehbar, ist das Thema Zivilgesellschaft weitgehend nur in demokratisch fortgeschrittenen Staaten sinnvoll zu behandeln (Nagel 2015).
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Mit dieser Fragestellung setzt sich speziell ein aktuelles Deutsch-Schweizer-Forschungsprojekt zu „Kollektiven religiösen Identitäten in Deutschland und der Schweiz“ auseinander (Pickel et al. 2018).
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Pickel, G. (2020). Migration und Religion. In: Röder, A., Zifonun, D. (eds) Handbuch Migrationssoziologie. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-20773-1_19-1
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