Zusammenfassung
Der Beitrag ist ein Plädoyer für eine unabhängige und eigenständige Hochschulbildungsforschung und weist den Fragehorizont einer solchen Forschung wie folgt aus: Sie würde nicht blind dem Ideal wertfreier Wissenschaft folgen, sondern ein Interesse an der inneren Unabhängigkeit von Forschung und Wissenschaft haben und ihre Kritik- und Entwicklungsfähigkeit zu fördern versuchen. So wie die Medizin der Gesundheit als Wert verpfl ichtet ist, würde auch die Hochschulbildungsforschung der Wissenschaftsfreiheit, der Aufklärung und dem Demokratiegebot verbunden sein. Sie würde untersuchen, ob und wie sich Wissenschaften nicht nur in der Forschung, sondern auch im Lehrbetrieb weiterentwickeln können. Sie hätte ein Interesse an den Möglichkeitsbedingungen, wie die Weiterentwicklung fachlicher Gebiete zugleich ein Bildungsrahmen sein kann. In diesem Sinne würde die Hochschulbildungsforschung Einsicht in den Zusammenhang gewinnen, welche Bildungsprozesse mit den spezifi schen Erkenntnisproblemen einhergehen. Des Weiteren würden die gesellschaftlichen Bedingungen von Forschung und Bildung relevant, insbesondere die Machtverhältnisse, unter denen die Unabhängigkeit wissenschaftlicher Arbeit leidet. Mit der Forderung nach einer unabhängigen und eigenständigen Hochschulbildungsforschung ist jedoch vorab keine Ein- oder Abgrenzung des Gebiets verbunden, so als wüsste man jetzt schon, wie und was sie ‚eigentlich‘ sei. Sie darf und muss sich selbst erst entwickeln.
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Langemeyer, I. (2019). Zur erkenntnistheoretischen, praktischen und politischen Relevanz einer Hochschulbildungsforschung. In: Jenert, T., Reinmann, G., Schmohl, T. (eds) Hochschulbildungsforschung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-20309-2_5
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