Zusammenfassung
In dem Beitrag wird gefragt, welche Potenziale das ethnographisch ausgerichtete Forschende Lernen und vor allem die Kernmethode der Teilnehmenden Beobachtung für die Lehrer*innenbildung bereithält und wie eine Reflexion schulischen und unterrichtlichen Geschehens über dieses angeregt werden kann. In einem ersten Schritt wird die Geschichte des Forschenden Lernens und die damit verbundenen Konzepte der Profession von Lehrer*innen vorgestellt. Zweitens wird gezeigt, welche Vorschläge zur Nutzung der Ethnographie im Professionalisierungsprozess bereits vorgelegt und welche Konzeptionen einer ethnographischen Haltung entwickelt worden sind. Im dritten Schritt werden vier Ebenen bestimmt, über welche das ethnographisches Forschendes Lernen in universitären Veranstaltungen der Lehrer*innenbildung erarbeitet werden kann und jeweils die hochschuldidaktischen Herausforderungen und jeweiligen Erträge dargestellt. Die Analyse von Differenzkonstruktionen, die in der ethnographischen Forschung aktuell zu einem wichtigen Forschungsfeld anwächst, wird im Fazit als Herausforderung zeitgemäßer Lehrer*innenbildung begriffen.
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