Zusammenfassung
Mit dem folgenden Text beschreiben wir zum einen den Versuch, im Rahmen politischer Bildung so auf Geschlechterverhältnisse aufmerksam zu machen, dass neben Geschlecht und Heteronormativität auch andere soziale Ordnungen, Wissenssysteme und Identitätsmuster thematisiert werden. Dabei gehen wir davon aus, dass es unverzichtbar ist, für europäische Migrationsgesellschaften mindestens auch auf Zusammenhänge mit (sozialen Konstruktionen zu) Ethnie/Nation/Kultur/,Rasse‘ hinzuweisen. Im ersten Textteil beschreiben wir die theoretische, aber zugleich empirisch abgesicherte Brille, die mit (guten) Gründen aufgesetzt wird, um Phänomene wahrzunehmen und zu analysieren. Im zweiten Textteil geht es dann um die Methoden/Übungen, mit denen versucht wird, zu veranschaulichen und die Teilnehmenden dazu einzuladen, über ihre je eigenen Verhältnisse, Positionierungen, Zuschreibungen und Erwartungen nachzudenken.
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Notes
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Eine Strandbekleidung, die zwar 1946 in St. Tropez (Frankreich) und zuvor bereits in der Antike erfunden worden war, sich aber erst mit der sog. sexuellen Revolution Ende der 1970 Jahre in vielen Ländern durchzusetzen begann.
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Ein Ganzkörperanzug mit Kopfhaube aus Stoffen, die wenig Wasser aufnehmen und schnell trocknen. Er wurde 2004 von der libanesisch-australischen Designerin Aheda Zanetti entwickelt, um auch islamischen Frauen in traditionellen Kontexten das Schwimmen zu ermöglichen.
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Wir haben für diesen Beitrag zwei Fotographien als Anregung benutzt, um eigene Bilder anzufertigen, die das in der Fotographie präsentierte Geschehen möglichst genau nachzeichnen. Die Original-Fotographien (Abbildung 1: ullstein bild, via Akg-Images; Abbildung 2: Credit BestImage) illustrieren den Beitrag „From Bikinis to Burkinis, Regulating What Women Wear“ von Alissa J. Rubin, erschienen in der New York Times vom 27. August 2016. Die Zitate von Alissa J. Rubin unter den Bildern stammen aus diesem Text.
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Die Abbildung wurde von Rudolf Leiprecht entworfen; dabei inspiriert und aufbauend auf den Ausführungen bei Helma Lutz und Norbert Wenning (2001, S. 20).
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Bei dem folgenden Abschnitt handelt es sich um korrigierte und überarbeitete Textpassagen, die an anderer Stelle teilweise bereits publiziert wurden (vgl. Leiprecht 2012, S. 37–39).
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Bei dem Kalenderblatt, das wir bei Vorträgen zeige, handelt es sich um ein Foto, nicht um eine – wie im vorliegenden Beitrag – (dem Foto nachempfundene) eigene Grafik. Die Rechte für das Original-Foto waren für diese Publikation leider nicht zu ermitteln.
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Mittlerweile gibt es viele andere Praktiken des Tangos, die auch die Veränderung von Geschlechterverhältnissen und die Kritik daran widerspiegeln. Hinterfragt wird dabei auch die Verwendung des Verbpaars führen/folgen. Auf Grundlage der Improvisation und Möglichkeiten, die die Kommunikationssprache des Tangos suggerieren, sind diese Bezeichnung und die damit verbundenen Vorstellungen und Festlegungen schon allein deshalb zu hinterfragen, weil die Tanzrichtung zwar durch eine Person initiiert, durch die andere Person jedoch akzeptiert und beantwortet bzw. vervollständigt wird (vgl. dazu auch Lepecki 2013, S. 35).
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Siehe dazu auch seine Untersuchung über das „allumfassende ‚Englische Auge‘ “ (Hall 1994, S. 45).
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Die Fragen zu den Bildern sind jeweils identisch (auch mit der Abb. 16.5 weiter oben, weshalb sie, um hier im Text Platz zu sparen, weggelassen wurden).
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Leiprecht, R., Triebus, C. (2022). Geschlechterverhältnisse in der Migrationsgesellschaft – ein Versuch mit Begriffen und Methoden im Rahmen politischer Bildung. In: Mecheril, P., Rangger, M. (eds) Handeln in Organisationen der Migrationsgesellschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-19000-2_16
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