Zusammenfassung
Methoden sind wichtig, werden aber nicht selten überschätzt. Noch wichtiger sind Fragestellung und Erkenntnisinteresse – zumindest, wenn die Methodendiskussion um ihrer selbst willen geführt wird. Bedauerlicher Weise steht die historisch ausgerichtete Teildisziplin in der Kommunikationswissenschaft inzwischen eher am Rand; das ist nicht zuletzt daraus ersichtlich, dass die Leitunterscheidung von Quellen und Literatur in unserer Disziplin nur noch wenig Beachtung findet. Dabei könnten die verschiedenen Verfahren historischer Triangulation, insbesondere der historischen Quellenkritik, würden sie in der Lehre stärker vermittelt, auch in Zeiten der Fake News und Lügenpresse-Vorwürfe Wichtiges zur Qualitätssicherung in der Kommunikationswissenschaft beitragen.
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Notes
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Überarbeitete Fassung der Keynote „Aus Quellen Wertung. Achtung! Selber Lesen gefährdet ihre Vorurteile.“ Vortrag auf Tagung „Auswertung qualitativer Daten“ am 26./27.03.2015 in München.
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Selbstverständnispapier der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (DGPuK) verabschiedet auf der Mitgliederversammlung am 1. Mai 2008 in Lugano, http://www.dgpuk.de/uber-die-dgpuk/selbstverstandnis/ (15.10.2015).
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Vgl. die Kritik von Hanitzsch, der jüngst die Publikationsprozesse betrachtete und zu ähnlich kritischen Schlussfolgerungen kam: „Wir sind produktiv wie nie zuvor, generieren aber kaum einen Wissenszuwachs“ (Hanitzsch 2016, S. 49).
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Die Zuschreibung habe ich öfter gelesen, konnte sie aber bislang nicht erhärten. U. U. ist es wie häufig mit einem on-dit: Auch Kurt Koszyk hat diese Formulierung einmal fallen lassen, ohne der Urheber zu sein. In der Einleitung zur 1. Auflage des „Wörterbuchs zur Publizistik“ schrieb er immerhin etwas Ähnliches: „Historische Erscheinungen lassen sich kaum mit Hilfe von Felduntersuchungen modellieren“ (Koszyk und Pruys 1970, S. 17).
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Hierzu und zu verschiedenen Formen der Geschichtsschreibung über Kommunikation, Medien, und Öffentlichkeit, die andernorts als „Kommunikationsgeschichte“, „Mediengeschichte“ und „Geschichte der öffentlichen Kommunikation“ bezeichnet wurden vgl. Stöber (2014).
Literatur
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Stöber, R. (2018). Wenn sie wissen was sie tun … aber nicht unbedingt warum. Anmerkungen zu Methodik, Erkenntnisinteresse und Folgen für Ausbildung und Innovation. In: Scheu, A. (eds) Auswertung qualitativer Daten. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-18405-6_2
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