Zusammenfassung
In dem Beitrag wird erst die These erläutert, dass Videos immer auch kommunikative Handlungen sind, die als solche auch immer in den Blick genommen werden müssen. Anschließend wird die Methode der wissenssoziologischen Videointerpretation mit der grundsätzlichen Unterscheidung von Handlung vor der Kamera und Kamerahandlung vorgestellt. Abschließend wird das Problem der angemessenen Transkription von Videodaten diskutiert.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Similar content being viewed by others
Notes
- 1.
Natürlich ist jedes Video auch mehr als eine (bewusste) Zeigehandlung mit Zeichen. Einmal, weil es nicht nur etwas bewusst zeigt, sondern weil auch vieles nicht gezeigt und somit versteckt wird (obwohl vieles davon in hermeneutischen Interpretationen sichtbar wird). Zum zweiten repräsentiert jedes Video mehr als eine Zeigehandlung, da sich vieles auch erst im Video zeigt, z. B. das, was in die Produktionsbedingungen und die Apparatur als Sinn immer mit eingebaut ist und nicht (mehr) gezeigt werden muss, sich aber dennoch zum Ausdruck bringt. Aber auch das kann eine hermeneutische Interpretation zutage fördern. Zum dritten hat jedes Video je nach Gattung und Produktionsgeschichte eine entsprechende ästhetische Qualität. Diese ästhetische Qualität zu erfassen und deren Wirkung zu ermitteln ist jedoch nicht das Ziel einer sozialwissenschaftlichen Bildinterpretation. Insofern erfasst die hier vorgestellte Videoanalyse nicht das Video in seiner Komplexität, sondern sie fokussiert sich nur auf einen, für die Sozialwissenschaft relevanten Aspekt. Sie ist damit komplementär zu den Analysen, die vor allem die Ästhetik eines Videos in den Blick nehmen.
Literatur
Bidlo, O., Englert, C., & Reichertz, J. (Hrsg.). (2011). Securitainment. Medien als Akteure der Inneren Sicherheit. Wiesbaden: VS Verlag.
Bidlo, O., Englert, C., & Reichertz, J. (2012). Tat-Ort Medien. Die Medien als Akteure und unterhaltsame Aktivierer. Wiesbaden: Springer.
Bohnsack, R. (2009). Qualitative Bild- und Videointerpretation. Opladen: Budrich.
Brandom, R. (2000). Expressive Vernunft. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Caldwell, J. T. (2008). Production culture. Industrial reflexivity and critical practise in film and television. London: Duke University Press.
Corsten, M., Krug, M., & Moritz, C. (Hrsg.). (2010). Videographie praktizieren. Wiesbaden: VS Verlag.
Englert, C. J. (2014a). Der CSI-Effekt in Deutschland? Die Macht des Crime TV. Wiesbaden: VS Verlag.
Englert, C. J. (2014b). Do It Yourself. Die hermeneutisch-wissenssoziologische Videoanalyse in praktischer Anwendung. In C. Moritz (Hrsg.), Transkription von Video- und Filmdaten in der Qualitativen Sozialforschung (S. 73–106). Wiesbaden: VS Verlag.
Englert, C. J., & Reichertz, J. (Hrsg.). (2016). CSI – Rechtsmedizin – Mitternachtsforensik. Das Geschäft mit dem Crime-TV. Wiesbaden: Springer.
Goffman, E. (2005). Rede-Weisen. Konstanz: UVK.
Hitzler, R., Reichertz, J., & Schröer, N. (Hrsg.). (1999). Hermeneutische Wissenssoziologie. Konstanz: UVK.
Keller, R., Knoblauch, H., & Reichertz, J. (Hrsg.). (2012). Kommunikativer Konstruktivismus. Wiesbaden: Springer.
Mayer, V., Banks, M., & Caldwell, J. (Hrsg.). (2009). Production studies. Cultural studies of media industries. New York: Routledge.
Mead, G. H. (1983). Gesammelte Aufsätze (Bd. 2). Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Moritz, C. (Hrsg.). (2014a). Transkription von Video- und Filmdaten in der Qualitativen Sozialforschung. Annäherungen an einen komplexen Datentypus. Wiesbaden: VS Verlag.
Moritz, C. (2014b). Vor, hinter, für und mit der Kamera. Viergliedriger Videoanalyse-Rahmen in der Qualitativen Sozialforschung. In C. Moritz (Hrsg.), Transkription von Video- und Filmdaten in der Qualitativen Sozialforschung. Annäherungen an einen komplexen Datentypus (S. 17–54). Wiesbaden: VS Verlag.
Oevermann, U. (2014). Ein Pressefoto als Ausdrucksgestalt der archaischen Rachelogik eines Hegemons. In M. Kauppert & I. Leser (Hrsg.), Hillarys Hand (S. 31–58). Bielefeld: Transcript.
Raab, J. (2008). Visuelle Wissenssoziologie. Konstanz: UVK.
Reichertz, J. (2000). Die Frohe Botschaft des Fernsehens. Konstanz: UVK.
Reichertz, J. (2009). Kommunikationsmacht. Wiesbaden: VS Verlag.
Reichertz, J. (2013). Gemeinsam interpretieren. Die Gruppeninterpretation als kommunikativer Prozess. Wiesbaden: Springer.
Reichertz, J. (2016). Weshalb und wozu braucht man einen korporierten Akteur? In C. Englert & J. Reichertz (Hrsg.), CSI – Rechtsmedizin – Mitternachtsforensik. Das Geschäft mit dem Crime-TV (S. 147–167). Wiesbaden: Springer.
Reichertz, J., & Englert, C. (2010). Kontrolleure in der Trambahn. In M. Corsten, M. Krug, & C. Moritz (Hrsg.), Videographie praktizieren (S. 25–51). Wiesbaden: VS Verlag.
Reichertz, J., & Englert, C. (2011). Einführung in die qualitative Videoanalyse. Wiesbaden: VS Verlag.
Soeffner, H.-G. (2004). Auslegung des Alltags – Der Alltag der Auslegung. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2018 Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
About this chapter
Cite this chapter
Reichertz, J. (2018). Die Methode der wissenssoziologischen Videointerpretation. In: Scheu, A. (eds) Auswertung qualitativer Daten. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-18405-6_11
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-18405-6_11
Published:
Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-658-18404-9
Online ISBN: 978-3-658-18405-6
eBook Packages: Social Science and Law (German Language)