Zusammenfassung
Dieser Beitrag beschreibt den längsschnittlichen Lernzuwachs in den Fächern Mathematik und Deutsch während der obligatorischen Schulzeit. Die Grundlage dafür bildet eine Zufallsstichprobe von etwa 2000 Schülerinnen und Schülern aus dem Kanton Zürich, die im Sommer 2003 eingeschult worden sind. Neben der Beschreibung der Schulleistungen wird überprüft, in welchem Ausmass sich diese durch die soziale Herkunft und die Erstsprache vorhersagen lässt. Ausserdem wird untersucht, inwieweit soziale Herkunft und Erstsprache die Wahrscheinlichkeit eines Übertritts in ein Langgymnasium über die Schulleistungen hinaus erklären können. Es zeigt sich, dass die Schulleistungen auf der Primarstufe stark und auf der Sekundarstufe nur noch mässig ansteigen. Die Abflachung des Lernzuwachses lässt sich inbesondere im Fach Mathematik beobachten. Während die soziale Herkunft sehr stark mit den Schulleistungen zusammenhängt, zeigt sich, dass die Erstsprache nach Kontrolle der sozialen Herkunft keinen eigenständigen Effekt mehr hat. Die soziale Herkunft hat schliesslich einen grossen Einfluss auf den Übertritt in ein Langgymnasium, und zwar selbst nach Kontrolle der Schulleistungen und der übertrittsrelevanten Noten. Es wird geschlussfolgert, dass allfällige Programme zum Nachteilausgleich der sozialen Herkunft früh ansetzen müssen, um die sozialen Disparitäten in den Lernvoraussetzungen zu reduzieren.
Chapter PDF
Similar content being viewed by others
Literatur
Alexander, K. L., Entwisle, D. R., & Olson, L. S. (2001). Schools, achievement, and inequality: A seasonal perspective. Educational Evaluation and Policy Analysis, 23, 171-191.
Angelone, D., Keller, F., & Moser, U. (2013). Entwicklung schulischer Leistungen während der obligatorischen Schulzeit: Bericht zur vierten Zürcher Lernstandserhebung zuhanden der Bildungsdirektion des Kantons Zürich. Zürich: Bildungsdirektion.
Angelone, D., & Moser, U. (2011). Die Zürcher Lernstandserhebung im Überblick. In Bildungsdirektion des Kantons Zürich (Hrsg.), Nach sechs Jahren Primarschule: Deutsch, Mathematik und motivational-emotionales Befinden am Ende der 6. Klasse (S. 119-128). Zürich: Bildungsdirektion.
Baumert, J., & Lehmann, R. (Hrsg.). (1997). TIMSS – Mathematisch-naturwissenschaftlicher Unterricht im internationalen Vergleich: Deskriptive Befunde. Opladen: Leske + Budrich.
Baumert, J., & Schümer, G. (2001). Familiäre Lebensverhältnisse, Bildungsbeteiligung und Kompetenzerwerb. In Deutsches PISA-Konsortium (Hrsg,), PISA 2000 – Basiskompetenzen von Schülerinnen und Schülern im internationalen Vergleich (S. 323-407). Opladen: Leske + Budrich.
Bildungsdirektion Kanton Zürich (2011). Nach sechs Jahren Primarschule: Lernstand der Schulanfängerinnen und Schulanfänger von 2003 vor ihrem Übertritt in die Sekundarstufe I [Broschüre]. Zürich: Bildungsdirektion.
Bildungsdirektion Kanton Zürich (2014). Nach neun Jahren Schule: Entwicklung der schulischen Leistungen von Schülerinnen und Schülern im Kanton Zürich während der obligatorischen Schulzeit [Broschüre]. Zürich: Bildungsdirektion.
Bloom, H. S., Hill, C. J., Black, A. R., & Lipsey, M. W. (2008). Performance trajectories and performance gaps as achievement effect-size benchmarks for educational interventions. Journal of Research on Educational Effectiveness, 1, 289-328.
Bourdieu, P. (1973). Kulturelle Reproduktion und soziale Reproduktion. In P. Bourdieu, Grundlagen einer Theorie der symbolischen Gewalt (S. 88-137). Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Cummins, J. (1991). Interdependecy in first and second language proficiency in bilingual children. In E. Bialystock (Ed.), Language processing in bilingual children (pp. 70-89). Cambridge, UK: Cambridge University Press
de Ayala, R. J. (2009). The theory and practice of item response theory. New York: Guilford.
Ehmke, T., & Baumert, J. (2008). Soziale Disparitäten des Kompetenzerwerbs und der Bildungsbeteiligung in den Ländern: Vergleiche zwischen PISA 2000 und 2006. In M. Prenzel, C. Artelt, J. Baumert, W. Blum, W. Hammann, E. Klieme, & R. Pekrum (Hrsg.), PISA 2006 in Deutschland: Die Kompetenzen der Jugendlichen im dritten Ländervergleich (S. 319-342). Münster: Waxmann.
Ehmke, T., Siegele, T., & Hohensee, F. (2005). Soziale Herkunft im Ländervergleich. In M. Prenzel, J. Baumert, W. Blum, R. Lehmann, D. Leutner, M. Neubrand, R. Pekrun, J. Rost & U. Schiefele (Hrsg.), PISA 2003: Der zweite Vergleich der Länder in Deutschland – Was wissen und können Jugendliche? (S. 235-268). Münster: Waxmann.
Geißler, R. (2004). Die Illusion der Chancengleichheit im Bildungssystem – von PISA gestört. Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und Sozialisation, 24, 362-380.
Grensch, C. (2012). Der Übergang in die Sekundarstufe I: Leistungsbeurteilung, Bildungsaspiration und rechtlicher Kontext bei Kindern mit Migrationshintergrund. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Helpser, W., Kramer, R.-T., Hummrich, M., & Busse, S. (2009). Jugend zwischen Familie und Schule: Eine Studie zu pädagogischen Generationenbeziehungen. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Hopf, D. (2005). Zweisprachigkeit und Schulleistung bei Migrantenkindern. Zeitschrift für Pädagogik, 51, 236-251.
Keller, F., & Moser, U. (2008a). Die Untersuchung im Überblick. In U. Moser & J. Hollenweger (Hrsg.), Drei Jahre danach: Lesen, Wortschatz, Mathematik und soziale Kompetenzen am Ende der dritten Klasse (S.13-40). Oberentfelden: Sauerländer.
Keller, F., & Moser, U. (2008b). Fachleistungen am Ende der 3. Klasse. In U. Moser & J. Hollenweger (Hrsg.), Drei Jahre danach: Lesen, Wortschatz, Mathematik und soziale Kompetenzen am Ende der dritten Klasse (S. 41-87). Oberentfelden: Sauerländer.
Kolen, M. J., & Brennan, R. L. (2004). Test equating, scaling, and linking: Methods and practices. New York: Springer.
Lehmann, R. H., Gänsfuß, R., & Peek, R. (1999). Aspekte der Lernausgangslage und Lernentwicklung von Schülerinnen und Schülern an Hamburger Schulen – Klassenstufe 7: Bericht über die Untersuchung im September 1998. Hamburg: Behörde für Schule und Berufsbildung.
Lehmann, R. H., & Seeber, S. (2004). „Accelerated mathematics“ in grades 4 through 6: Evaluation of a quasi-experimental study in 15 schools of North Rhine-Westphalia, Germany.Wisconsin Rapids, WI: Renaissance Learning.
Lindahl, M. (2001). Summer learning and the effect of schooling: Evidence from Sweden (IZA Discussion Paper No. 262). Bonn: IZA.
Maaz, K., Baumert, J., & Trautwein, U. (2009). Genese sozialer Ungleichheit im institutionellem Kontext der Schule: Wo entsteht und vergrössert sich soziale Ungleichheit? In J. Baumert, K. Maaz & U. Trautwein (Hrsg.), Bildungsentscheidungen (Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, Sonderheft 12, S. 11-46). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Maaz, K., Trautwein, U., Lüdtke, O., & Baumert, J. (2008). Educational transitions and differential learning environments: How explicit between-school tracking contributes to social inequality in educational outcomes. Child Development Perspectives, 2, 99-106.
Moser, U., & Angelone, D. (2011). Fachleistungen am Ende der 6. Klasse. In Bildungsdirektion des Kantons Zürich (Hrsg.), Nach sechs Jahren Primarschule: Deutsch, Mathematik und motivational-emotionales Befinden am Ende der 6. Klasse (S. 31-49). Zürich: Bildungsdirektion Kanton Zürich.
Moser, U., & Berweger, S. (2005). Soziale Herkunft und Mathematikkompetenz: Ein vertiefter Blich auf die Kantone. In Bundesamt für Statistik (BFS) & Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) (Hrsg.), PISA 2003: Kompetenzen für die Zukunft – Zweiter nationaler Bericht (S. 99-118). Neuchâtel/Bern: BFS/EDK.
Moser, U., & Stamm, M. (2005). Die Untersuchung im Überblick. In U. Moser, M. Stamm & J. Hollenweger (Hrsg.), Für die Schule bereit? Lesen, Wortschatz, Mathematik und soziale Kompetenzen beim Schuleintritt (S. 13-26). Oberentfelden: Sauerländer.
Paulus, W., & Blossfeld, H.-P. (2007). Schichtspezifische Präferenzen oder sozioökonomisches Entscheidungskalkül: Zur Rolle elterlicher Bildungsaspirationen im Entscheidungsprozess beim Übergang von der Grundschule in die Sekundarstufe. Zeitschrift für Pädagogik, 53, 491-508.
Prediger, S., & Özdil, E. (Hrsg.). (2011). Mathematiklernen unter Bedingungen der Mehrsprachigkeit: Stand und Perspektiven der Forschung und Entwicklung in Deutschland (Mehrsprachigkeit Bd. 32). Münster: Waxmann.
Ramm, G., Prenzel, M., Heidemeier, H., & Walter, O. (2004). Soziokulturelle Herkunft: Migration. In PISA-Konsortium Deutschland (Hrsg.), PISA 2003: Der Bildungsstand der Jugendlichen in Deutschland – Ergebnisse des zweiten internationalen Vergleichs (S. 254-272). Münster: Waxmann.
Ramseier, E., & Brühwiler, C. (2003). Herkunft, Leistung und Bildungschancen im gegliederten Schulsystem: Vertiefte PISA-Analyse unter Einbezug der kognitiven Grundfähigkeiten. Schweizerische Zeitschrift für Bildungswissenschaften, 25, 23-58.
Schellenberg, C., & Häfeli, K. (2009). Erfolgsfaktoren beim Übergang von der Schule ins Berufsleben bei Jugendlichen mit ungünstigen Startchancen. Schweizerische Zeitschrift für Heilpädagogik, 15, 31-37.
Tracy, R. (2005). Spracherwerb bei vier- bis achtjährigen Kindern. In T. Guldimann & B. Hauser (Hrsg.), Bildung 4- bis 8-jähriger Kinder (S. 59-75). Münster: Waxmann.
Weiss, R., & Osterland, J. (1997). Grundintelligenztest Skala 1 – CFT. Göttingen: Hogrefe.
Wößmann, L. (2005). Ursachenkomplexe der PISA-Ergebnisse: Untersuchungen auf Basis internationaler Mikrodaten (IFO Working Paper No. 16). München: Institut für Wirtschaftsforschung.
Zöller, I., Roos, J., & Schöler, H. (2006). Einfluss soziokultureller Faktoren auf den Schrftspracherwerb im Grundschulalter. In A. Schründer-Lenzen (Hrsg.), Risikofaktoren kindlicher Entwicklung: Migration, Leistungsangst und Schulübergang (S. 45-65). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Open Access Dieses Kapitel wird unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz (http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de) veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jeglichem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsgemäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden.
Die in diesem Kapitel enthaltenen Bilder und sonstiges Drittmaterial unterliegen ebenfalls der genannten Creative Commons Lizenz, sofern sich aus der Abbildungslegende nichts anderes ergibt. Sofern das betreffende Material nicht unter der genannten Creative Commons Lizenz steht und die betreffende Handlung nicht nach gesetzlichen Vorschriften erlaubt ist, ist für die oben aufgeführten Weiterverwendungen des Materials die Einwilligung des jeweiligen Rechteinhabers einzuholen.
Copyright information
© 2017 Der/die Herausgeber bzw. der/die Autor(en)
About this chapter
Cite this chapter
Moser, U., Oostlander, J., Tomasik, M.J. (2017). Soziale Ungleichheiten im Leistungszuwachs und bei Bildungsübergängen. In: Neuenschwander , M., Nägele, C. (eds) Bildungsverläufe von der Einschulung bis in den ersten Arbeitsmarkt . Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-16981-7_4
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-16981-7_4
Published:
Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-658-16980-0
Online ISBN: 978-3-658-16981-7
eBook Packages: Social Science and Law (German Language)