Zusammenfassung
Richard Rortys politisches Denken wird als Liberalismus postmoderner Spielart angesehen. Es stellt aber auf der Begründungsebene eine pragmatistische Kombination von liberalem Antifundamentalismus und Kommunitarismus der Rechtfertigung dar. Obwohl Rorty auf der inhaltlichen Ebene ein Liberaler ist, erweist er sich begründungslogisch als Kommunitarier. Diese These wird auf dem Weg einer Rekonstruktion seiner Beziehung zu führenden kommunitarischen Denkern (Walzer, Sandel, Taylor und MacIntyre) entwickelt. Dabei zeigt sich: Rorty anerkennt konsequenter als diese die Kontingenz der geteilten Werte. Zugleich hat sein politisches Denken aber die gleiche Achillesferse: Die Annahme einer Rechtfertigungsgemeinschaft in pluralistischen Gesellschaften.
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Notes
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Der Beitrag ist eine stark gekürzte und aktualisierte Fassung der Ausführungen zum Thema in Müller 2014. Ich danke Herrn Reese-Schäfer für die Einladung zu dieser Aktualisierung.
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Weitere, daraus folgende Gemeinsamkeiten mit den Kommunitariern können hier nicht näher behandelt werden, so zum Beispiel die Bedeutung der Narration, die Thematisierung von Tradition, Patriotismus und Loyalität, sowie nicht zuletzt der gemeinsame Gegensatz gegen den Kantianismus und die Nähe zu Hegel.
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Ausführlich zur Beziehung von Rorty und Taylor siehe Curtis 2015, Kap. 4.
- 4.
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Zur Nähe von Walzers „wiederholendem Universalismus“ zu Rortys offenem Ethnozentrismus mit dem gemeinsamen Ziel der Ausweitung der liberalen Menschenrechtskultur siehe Müller 2014, Kap. IX.2.1.
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Rortys eigenes politisches Hauptwerk Kontingenz, Ironie und Solidarität skizziert selbst eine Utopie.
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Dies gilt explizit auch für sein eigenes, dezentriertes Bild des Selbst (Rorty 1988, S. 104–106).
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Die relevante politische Rechtfertigungsgemeinschaft ist für Rorty – wie bei Walzer – primär der (kosmopolitisch perspektivierte) liberale Nationalstaat. Siehe dazu Müller 2014, Kap. XI.4.
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Müller, M. (2019). Richard Rorty und das kommunitarische Denken. In: Reese-Schäfer, W. (eds) Handbuch Kommunitarismus. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-16859-9_39
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