Zusammenfassung
Die Europäische Union wird seit 2009 von einer, als „Euro-Krise“ bezeichneten, Staatsschulden-, Banken- und Wirtschaftskrise stark belastet. Im Verlauf dieser Krise wird in der Europapolitik verstärkt die Frage diskutiert, inwieweit die Anwendung differenzierter Integrationsstrategien zu einer Entschärfung dieser Problemsituation beitragen könnte. Auf der These aufbauend, dass Krisen und Momente des Scheiterns wesentliche und prägende Merkmale in der Geschichte der europäischen Integration darstellen, untersucht der vorliegende Beitrag die Frage, inwieweit es den politischen Akteuren in der Vergangenheit bereits gelungen ist, Krisen durch die Anwendung differenzierter Integrationsstrategien aufzulösen. Im Rahmen einer historischen Analyse wird dabei gezeigt, dass die Europapolitik mit der „differenzierten Integration“ bereits frühzeitig eine besondere Integrationsstrategie entwickelt hat, die hervorragend an diese europäische Konflikt- und Problemstruktur angepasst ist und in der Vergangenheit dazu beitragen konnte, schwierige Krisensituationen zu bewältigen. Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung verleihen der aktuellen Europadebatte damit ein wichtiges empirisches Fundament.
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So besteht zwischen der EU und den MOEL eine enorme handelspolitische Heterogenität, die sich beispielsweise an den unterschiedlichen Zollwerten verdeutlichen lässt. Der Zoll der EU liegt 1998 im ungewichteten Durchschnitt bei 7,2 %. Tschechien ist diesem Wert mit 8,0 % am nächsten, aber schon in Ungarn, Polen, der Slowakei und Rumänien liegt der Zoll bei 10 %, Slowenien weist sogar einen Zollsatz von 29 % auf (Fink 1998, S. 154 f.).
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Riedeberger, A. (2015). „Differenzierte Integration“ als Lösung europäischer Integrationskrisen. In: Preunkert, J., Vobruba, G. (eds) Krise und Integration. Europa – Politik – Gesellschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-09231-3_6
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