Zusammenfassung
Der Beitrag entwickelt in kritischer Absicht fünf Thesen zu den Schwachstellen des Kompetenzbegriffs. Der Fokus liegt auf den Lehrkompetenzen in der Wissenschaft. „Dem Kompetenzbegriff ist das genuin Pädagogische abhandengekommen“, lautet die erste These. Das mindestens als problematisch einzustufende Verhältnis vieler Kompetenzdefinitionen zum Wissen ist Gegenstand der zweiten These. Die dritte These handelt von der tugendethischen Anmutung vieler Kompetenzlisten, die sich bisweilen wie antike Tugendkataloge lesen. Kompetenzmodelle sind in der Regel „unspezifisch für die Profession“ lautet die vierte These. Viele Hochschullehrer/innen sehen das Lernen der Lehre eher als „eine Art Beiwerk“ an.
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Reinmann, G. (2015). Lehrkompetenzen von Hochschullehrern: Kritik des Kompetenzbegriffs in fünf Thesen. In: Hartung, O., Rumpf, M. (eds) Lehrkompetenzen in der wissenschaftlichen Weiterbildung. Theorie und Empirie Lebenslangen Lernens. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-08869-9_2
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