Zusammenfassung
Öffentlichkeit und Sprache bezeichnen die beiden zentralen Elemente in der Sozialtheorie von Jürgen Habermas, die für die Konzeptualisierung der Kultursoziologie von Bedeutung sind. Öffentlichkeit ist eine Sphäre, die in der Lebenswelt situiert ist und von kommunizierenden Handlungsakteuren gebildet wird. Die Bedingung der Möglichkeit von öffentlicher Kommunikation ist die Sprache: sie ist das, „was uns aus Natur heraushebt“ (Habermas 1968, S. 163). Sprache hat eine transzendentale Stellung; ihr wohnt das Telos der Verständigung inne. Sie hat nicht nur Darstellungsfunktionen als Mittel der Welterschließung, vielmehr zeichnet sie sich dadurch aus, dass sie Kommunikationspraxis, ein Medium intersubjektiver Verständigung ist. Als solches hat sie die dreifache Funktion, Sachverhalte darzustellen, interpersonale Beziehungen herzustellen und subjektive Erlebnisse auszudrücken.
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Notes
- 1.
Um eine konstruktive Weiterentwicklung der Öffentlichkeitstheorie von Habermas hat sich Bernhard Peters bemüht. Ein Aspekt ist dabei die Unterscheidung zwischen dem normativen Postulat diskursiver Öffentlichkeit und öffentlicher Kultur als die Gesamtheit jener „Symbole und Bedeutungsgehalte, die öffentlich zirkulieren oder zugänglich sind, die für ein breites Publikum relevant sind oder es ansprechen“. (Peters 2007, S. 106).
- 2.
Über die Kontinuitäten und Brüche im Denken von Habermas informiert die umfassende biographische Studie von Müller-Doohm (2014).
- 3.
Habermas in seiner 1980 gehaltenen Rede Die Moderne – ein unvollendetes Projekt: „Die Ausdifferenzierung von Wissenschaft, Moral und Kunst […] bedeutet gleichzeitig das Autonomwerden von spezialistisch bearbeiteten Sektoren und deren Abspaltung von einem Traditionsstrom, der sich in der Hermeneutik der Alltagspraxis naturwüchsig fortbildet. Diese Abspaltung ist das Problem, das sich aus der Eigengesetzlichkeit der ausdifferenzierten Wertsphären ergibt […]“. (Habermas 1981b, S. 454, Hervorhebung im Original).
Literatur
Habermas, Jürgen. 1981a. Theorie der kommunikativen Handelns, Bd. 1 und 2. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Habermas, Jürgen. 1968. Wissenschaft und Technik als ‚Ideologie‘. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Habermas, Jürgen. 1973. Kultur und Kritik. Verstreute Aufsätze. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Habermas, Jürgen. 1976. Zur Rekonstruktion des Historischen Materialismus. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Habermas, Jürgen. 1981b. Kleine Politische Schriften I–IV. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Habermas, Jürgen. 1990/1962. Strukturwandel der Öffentlichkeit. Untersuchungen zu einer Kategorie der bürgerlichen Gesellschaft. Neuwied: Luchterhand.
Habermas, Jürgen. 1992. Faktizität und Geltung. Beiträge zur Diskurstheorie des Rechts und des demokratischen Rechtsstaats. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Müller-Doohm, Stefan. 2014. Jürgen Habermas. Eine Biographie. Berlin: Suhrkamp.
Peters, Bernhard. 2007. Der Sinn von Öffentlichkeit. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
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Müller-Doohm, S. (2019). Jürgen Habermas und die Kultursoziologie. In: Moebius, S., Nungesser, F., Scherke, K. (eds) Handbuch Kultursoziologie. Springer Reference Sozialwissenschaften. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-07616-0_68
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-07616-0_68
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