Zusammenfassung
Ausgehend von zwei unterschiedlichen Perspektiven auf Freundschaft als schichtabhängiges und schichtloses Phänomen fragt der Beitrag nach den Anforderungen an die Freundschaftsführung heute. Grundlage bildet eine empirische Untersuchung zur Bedeutung und Funktion von Frauenfreundschaften im Kontext gesellschaftlicher Anforderungsstrukturen. Im Kontrast zur hohen ideellen Bewertung von Freundschaft, etwa wenn vom Zeitalter der Freundschaft (Honneth, Das Recht der Freiheit: Grundriß einer demokratischen Sittlichkeit, Suhrkamp, Berlin, 2011) oder von Freundschaft als drittem Weg zwischen Wohlfahrtsstaat und Familie (Bude, Mittelweg 36:6–16, 2008) die Rede ist, werden Freundschaften in ihrer sozialen Realität und praktischen Umsetzbarkeit betrachtet. Dabei werden sowohl schichtspezifische Freundschaftsvorstellungen und Praktiken als auch schichtübergreifende Gemeinsamkeiten der Anforderungen an Freundschaften aufgezeigt. Als schichtübergreifend zeigt sich, dass Ausdifferenzierung und Pluralisierung von Alltagswelten und Lebenspraxis die Herstellung von Gemeinsamkeiten in der Freundschaftsführung der Frauen erschweren, da weder ausreichend Überschneidungsfelder, noch miteinander geteilte Inhalte entstehen, womit ein besonderer Typus von Freundschaft, die fragmentierte Freundschaft, aufkommt.
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Notes
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Studien, die sich explizit den sozialstrukturellen Ausprägungen von Freundschaften widmen, sind in der deutschen Freundschaftsforschung nach umfassender Sichtung der Literatur nicht vorhanden – mit Ausnahme einer psychologischen Studie von Eberhard und Krosta (2004) zu Freundschaften aus dem Selbstverwirklichungs- und Unterhaltungsmilieu.
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Differenzierte Freundschaften sind solche, „die ihr Gebiet nur an je einer Seite der Persönlichkeiten haben und in die die übrigen nicht hinein spielen. (…) Diese differenzierten Freundschaften, die uns mit einem Menschen von der Seite des Gemütes, mit einem andern von der der geistigen Gemeinsamkeit her, mit einem Dritten um religiöser Impulse willen, mit einem Vierten durch gemeinsame Erlebnisse verbinden“ (Simmel 1992, S. 401).
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Wenn tradierte Beziehungen und Rollen aufbrechen und damit individuellen Handlungen nur noch unzureichend Orientierung bieten können, werden Freundschaften bedeutsam. Freundschaft wird zur „Ergänzung einer inkompletten Sozialstruktur“ (Tenbruck 1964, S. 453).
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Als Sozialkapital bezeichnet Bourdieu „die Gesamtheit der aktuellen und potentiellen Ressourcen, die mit dem Besitz eines dauerhaften Netzes von mehr oder weniger institutionalisierten Beziehungen gegenseitigen Kennens oder Anerkennens verbunden sind; oder, anders ausgedrückt, es handelt sich dabei um Ressourcen, die auf der Zugehörigkeit zu einer Gruppe beruhen“ (1983, S. 190 f.).
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Es handelt sich also nicht um ein Sampling im quantitativen Sinn (repräsentatives Sampling). Vielmehr werden „solche Fälle, Variationen und Kontraste gesucht, die das Wissen über Facetten des Untersuchungsgegenstands (…) voraussichtlich erweitern und anreichern oder auch absichern und verdichten können“ (Breuer 2009, S. 58).
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Die interviewten Journalistinnen verfügen über Abitur sowie Hochschulstudium. Zum Teil haben sie zusätzlich Journalistenschulen besucht.
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Namen und Interviewauszüge sind anonymisiert.
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Die interviewten Verkäuferinnen haben Realschulabschluss (eine hat Fachabitur) und eine zwei- bzw. dreijährige Berufsausbildung.
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Jeder zweite Arbeitsplatz im Einzelhandel ist inzwischen ein Minijob oder eine Teilzeitstelle (Kalina und Voss-Dahm 2005).
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Die interviewten Sozialarbeiterinnen haben Abitur oder Fachabitur und ein Fachhochschulstudium.
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Alleweldt, E. (2018). Freundschaft und sozialstrukturelle Differenzierung. Eine Berliner Fallstudie. In: Behrmann, L., Eckert, F., Gefken, A., Berger, P. (eds) ‚Doing Inequality‘. Sozialstrukturanalyse. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-07420-3_10
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