Abstract
Dealing scientifically with the question of belonging is a classic field of sociological migration research. However, in the era of globalization, increasing migration and transnationalization of social structures, this question appears in a new light. Whereas the classic assimilation- and integration-oriented research approaches focus on integration into and identification with the immigration society, the approaches of transnationalism and transculturalism allow for a wider perspective on the question of the constitution and construction of multiple ways of belonging across national borders. The following contribution deals with the constitution and construction of multiple ways of belonging in the context of migration. The critical appraisal of the concept of belonging is followed by a presentation of transnational and transcultural perspectives, which broaden the conceptualization of multiple ways of belonging beyond unambiguous national-ethnic-cultural attributions. In order to indicate the procedural character, the contextual-structural and temporal conditionality of such multiple ways of belonging as well as their embeddedness in the subjectification processes and agency, the constitution and construction of the transnational social spaces of action and belonging are discussed from the biographical perspective. Finally, the empirically grounded concept of transnational positioning is illustrated with the help of some examples as a complex biographical construction of belonging, which involves the biographical process of negotiation between structural identity constraints and subjective power of agency beyond unambiguous attributions and identifications.
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Notes
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Anmerkung zu den Transkriptionsnotationen: kursiv (Betonung), Fettdruck (laut gesprochen), – (mit Stimme Luft holen), –– (kurze Pause), //(Selbstkorrektur).
- 2.
Paul Mecheril (1997, S. 177) definiert „Andere Deutsche“ als: „Menschen, die wesentliche Teile ihrer Sozialisation in Deutschland absolviert haben und die Erfahrung gemacht haben und machen, aufgrund sozialer oder physiognomischer Merkmale nicht dem fiktiven Idealtyp des oder der „Standard-Deutschen“ zu entsprechen, weil ihre Eltern oder nur ein Elternteil als aus einem anderem Kulturkreis stammend betrachtet werden.“
- 3.
Die Tatsache, dass die BRD spätestens seit der unmittelbaren Nachkriegszeit ein Einwanderungsland war, wurde lange Zeit geleugnet. Erst in den 1980er Jahren wurde in der wissenschaftlichen Literatur das erste Mal über die BRD als „Einwanderungsland“ (Heckmann 1981) gesprochen. Einen politisch-rechtlichen Wendepunkt markierte das Jahr 2000, als das neue Staatsangehörigkeitsrecht in Kraft trat. Klaus J. Bade und Rainer Münz wiesen im Migrationsreport 2000 darauf hin, dass „Deutschland […] an einer Wende in Sachen Migration und Integration [steht], in der öffentlichen Diskussion noch mehr als in der politischen Gestaltung. Erstmals erleben wir in Deutschland im Ansatz eine positive Migrationsdiskussion. Es geht dabei weniger um die Eindämmung als um die Förderung von Zuwanderung. Herkömmliche oder nur semantisch veränderte Positionen treffen auf tiefgreifende rechtliche Veränderungen, auf erst schwer einschätzbare politische Initiativen und institutionelle Überlegungen“ (Bade und Münz 2000, S. 7).
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Anhand von Biographieanalysen zeigt Encarnación Gutíerrez Rodríguez in ihrer Studie „Intellektuelle Migrantinnen – Subjektivitäten im Zeitalter von Globalisierung“ (1999) auf, dass strukturelle Bedingungen im Sinne von diskursiven staatlichen Anrufungspraktiken unterschiedliche „materielle und einverleibte Wirksamkeit“ haben und somit unterschiedliche Subjektivitäten hervorbringen.
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Siehe z. B. die biographieanalytische Studie von Siouti 2013.
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Siehe die Veröffentlichung meiner Dissertation (Ruokonen-Engler 2012) über die Konstitution von Migrationsprozessen und die Konstruktionen von Migrantinsein am Beispiel der Biographien von Frauen finnischer Herkunft. In dieser Arbeit habe ich die Transnationalitätsperspektive mit der biographieanalytischen Perspektive verknüpft, um Migrationsprozesse und Subjektkonstruktionen in ihrer Komplexität jenseits der kulturalisierenden und nationalstaatlich begrenzten Assimilations- und Akkulturationsvorstellungen untersuchen zu können.
- 11.
S. Ruokonen-Engler (2012) für eine ausführlichere Darstellung von Fall Seija sowie für weitere Fälle und Beweggründe zur Entstehung transnationaler Positionierung.
- 12.
Anmerkung zu den Transkriptionsnotationen: - (mit Stimme Luft holen), //(Selbstkorrektur) und /xxx/ (besondere Betonung durch Beschreibung).
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Ruokonen-Engler, MK. (2016). „Transnational positioniert und transkulturell verflochten“: Zur Frage der Konstitution und Konstruktion von Zugehörigkeiten in Migrationsprozessen. In: Kazzazi, K., Treiber, A., Wätzold, T. (eds) Migration – Religion – Identität. Aspekte transkultureller Prozesse. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-06510-2_13
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