Zusammenfassung
Das informelle Lernen ist das selbstorganisierte, häufig akzidentielle biographische Lernen, bei dem der Mensch sich intentional um die transformierende Suche nach neuen und funktionaleren Lösungen bemüht. Der Mensch erwirbt 80 % der Kompetenzen, über die er als Erwachsener verfügt, weitgehend unabhängig von der Unterstützung durch Bildungsinstitutionen (Livingston 2006). Der vorliegende Beitrag wird zunächst die Selbstwirksamkeit als den emotionalen Haltungskern jeglicher Kompetenzentwicklung begründen. In einem weiteren Schritt wird der Entgrenzung des Lernens nachgespürt. Dabei werden wesentliche Kriterien einer lebensbegleitenden Bildung erörtert. Schließlich wird nach den mikro- und makrodidaktischen Formen und Möglichkeiten einer Öffnung des pädagogischen Handelns für die informellen Dimensionen des Lebens, Agierens und Lernens gesucht und der Frage nach der Zulässigkeit und Notwendigkeit einer solchen Zuständigkeit nachgegangen. Diese Kompetenzen werden bereits in frühem Erleben angebahnt und eingeübt, wobei insbesondere der motivationale Kern des späteren Könnens unauslöschbar eingespurt oder eben versäumt wird. Es ist das Selbstwirksamkeitserleben, welches die individuelle Kompetenzreifung prägt und auch zur Entstehung von gesellschaftlichen Lernkulturen beiträgt, die von den Suchbewegungen der Menschen getragen werden, diese unterstützen und begleiten oder ignorieren oder gar dementieren.
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So erinnert Manfred Spitzer bereits 2007: „Lernen erfolgt nicht passiv, sondern ist ein aktiver Vorgang, in dessen Verlauf sich Veränderungen im Gehirn des Lernenden abspielen“ (Spitzer 2007, S. 4). Er ergänzt im Hinblick auf die unvermeidbare Emotionalität des Lernens: „Was den Menschen umtreibt, sind nicht Fakten und Daten, sondern Gefühle, Geschichten und vor allem andere Menschen. (…) Es geht nicht um ein einzelnes Faktum, sondern um die Verknüpfung des neu zu Lernenden mit bereits bekannten Inhalten und um die Anwendung des Gelernten auf viele Situationen und Beispiele“ (Spitzer 2007, S. 160–161).
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Arnold, R. (2016). „Didaktik“ informellen Lernens. In: Rohs, M. (eds) Handbuch Informelles Lernen. Springer Reference Sozialwissenschaften . Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-05953-8_33
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