Skip to main content

Von Fischen und Haien. Zur Mediatisierung des Glücksspiels am Beispiel Online-Poker

  • Chapter
  • First Online:
Unter Mediatisierungsdruck

Part of the book series: Medien • Kultur • Kommunikation ((MKK))

Zusammenfassung

Am Beispiel Online-Poker wird gezeigt, was mit einem (Glücks )Spiel (und der dazugehörigen sozialen Welt) geschieht, zu dessen konstitutiven Bedingungen bislang ganz wesentlich die ‚Bewährung‘ in Face-to-Face-Situationen gehörte, wenn die Ausführung dieses Spiels aufgrund medientechnologischer Innovationen nicht mehr von Angesicht zu Angesicht erfolgt. Dabei wird deutlich, dass es unabweisbar ist, auch den nicht-intendierten Folgen von Mediatisierungsprozessen in sozialen Welten nachzugehen, deren Kernaktivitäten in immer stärkerem Ausmaß von der strategischen Generierung, Verarbeitung und Nutzung von Daten und Informationen beeinflusst werden, die im Vollzug ebendieser (mediatisierten) Kernaktivitäten anfallen.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Subscribe and save

Springer+ Basic
$34.99 /Month
  • Get 10 units per month
  • Download Article/Chapter or eBook
  • 1 Unit = 1 Article or 1 Chapter
  • Cancel anytime
Subscribe now

Buy Now

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 39.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as EPUB and PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 37.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Similar content being viewed by others

Notes

  1. 1.

    Die empirische Basis der hier vorgestellten Überlegungen geht zurück auf das von Ronald Hitzler geleitete Forschungsprojekt „Online-Spiel-Räume – Fernsehunterhaltung – Lokale Kartenrunden. Zur Korrelation von medientechnischen Innovationen und globalem Poker-Fieber“. Dieses Projekt ist Bestandteil des DFG-geförderten Schwerpunktprogramms 1505 „Mediatisierte Welten“.

  2. 2.

    Die „World Series of Poker“ wird seit 1970 in Las Vegas ausgetragen und gehört zu den bedeutendsten Turnierreihen in der internationalen Pokerszene. 2012 wurden zwischen dem 27. Mai und dem 16. Juli insgesamt 61 Turniere ausgespielt, bei denen die Sieger neben dem jeweiligen Preisgeld ein prestigeträchtiges goldenes Armband („bracelet“) erhielten.

  3. 3.

    Meldung der Nachrichtenagentur AFP vom 4.7. 2012.

  4. 4.

    Was in dieser Agenturmeldung unerwähnt bleibt, ist der Umstand, dass jeder der 48 Teilnehmer dieses Pokerturniers eine Antrittsgebühr („buy-in“) in Höhe von einer Million Dollar hat entrichten müssen.

  5. 5.

    Screenshot von der Internetübertragung der WSOP 2013 auf http://www.wsop.com (14.6.2013).

  6. 6.

    Vgl. Angaben auf pokersplayersresearch.com und PokerPulse.com. Da es keine ‚amtlichen‘ Zahlen gibt, sind diese Angaben mit Unsicherheit behaftet.

  7. 7.

    „In a casino, a dealer will deal between 30 and 40 hands per hour. Online, it’s around 100. Also, most online players play multiple games simultaneously. John Tabatabai, the 22-year-old runner-up in last year’s World Series, finds playing six games at a time easy and aims to play 50,000 hands a month“ (Blincoe 2008).

  8. 8.

    Dadurch, dass man bei dieser Variante in jeder Hand gegen andere Gegner spielt, ist es nicht in gleicher Weise möglich wie beim „Cash Game“, bei dem man über einen längeren Zeitraum hinweg mit denselben Spielern am Tisch sitzt, Muster in den Spielweisen der anderen Spieler zu erkennen. Das gilt selbstverständlich auch umgekehrt, d. h. das eigene Spielverhalten ist für die andere Spieler schwieriger zu dechiffrieren.

  9. 9.

    http://www.holdemmanager.com/buy/1/hold-em-manager (Zugriff: 21.11.2011).

  10. 10.

    „Earlier this month a bot ring was discovered operating on the Merge Network. The small-stakes heads up no-limit hold’em games were found to be infested with software programs posing as human players. These bots were aimed at lower skill-level recreational players, and were programmed with a strategy good enough to profit from many of the unsuspecting players unfortunate enough to sit and play“ (Gentile 2011).

  11. 11.

    „The evolution of online poker from its naive roots into the tooled-up search-and-destroy seven-headed acid-spitting monster of today is fascinating, at times profound, colorful, even crazy“ (o. V. 2009).

  12. 12.

    „Grizzled veterans don’t dominate because they’re outnumbered by younger online players, who can learn much more quickly than the old school ever could“ (Blincoe 2008).

  13. 13.

    Pokerschulen existieren zum einen als eigenständiges Geschäftsmodell, das von der Vermittlung von angemeldeten Spielern an Pokerplattformen lebt. Allerdings bieten auch einige der großen Internet-Pokerräume einschlägige Lehrmaterialien an, um zu verhindern, dass unerfahrene Spieler aufgrund von Informationsnachteilen und daraus resultierender monetärer Verluste zu schnell das Interesse am Poker verlieren.

  14. 14.

    Zu den interessantesten Phänomenen in diesem Bereich zählt die für einige Zeit von Pokerschulen und auf Forenseiten propagierte „Shortstack-Strategie“. Im Kern geht es dabei darum, sich mit einer relativ geringen Geldsumme („Minimum-Buy-In“) an einen Pokertisch zu setzen und möglichst schnell mit guten Karten „All-in“ zu gehen. Allerdings ist der Erfolg dieser Strategie unter anderem davon abhängig, dass an einem Tisch nicht mehr als zwei Spieler diese Spielweise verfolgen. Die wachsende Popularisierung dieser unter spieltheoretischen Gesichtspunkten optimalen Strategie hat ihr im Zeitverlauf zunehmend die Erfolgsgrundlage entzogen. Zusätzlich haben einige Pokerplattformen durch Erhöhung des Minimum-Buy-In eine weitere Anwendungsbedingung beseitigt.

  15. 15.

    Screenshot von der Pokerplattform von Betfair.com (8.4.2013).

  16. 16.

    Rake ist der Anteil am Gewinn einer gespielten Hand, den die Poker-Plattform als Gebühr einbehält.

  17. 17.

    Damit wird im Übrigen auch den US-amerikanischen Glücksspielgesetzen Genüge getan.

  18. 18.

    „Dass Hjarvard nicht das Moment der „Extension“ sieht, hängt mit seinem „institutionellen“ Begriff der Mediatisierung zusammen: „Extension“ ist in seiner Argumentation ein generelles Moment der „mediation“ von Medienkommunikation und nicht spezifisch für den Prozess der Mediatisierung, der in seiner Begrifflichkeit in Europa erst nach 1980 einsetzt“ (ebd.).

  19. 19.

    Eine empirische Studie der Universität Hamburg legt die Vermutung nahe, dass zwischen Online-Poker und dem Offline-Glücksspiel insgesamt eine, wenn auch schwache, positive Korrelation besteht (Philander und Fiedler 2012).

Literatur

  • Beck, Ulrich. 1996. Das Zeitalter der Nebenfolgen und die Politisierung der Moderne. In Reflexive Modernisierung. Eine Kontroverse, Hrsg. Anthony Giddens, Ulrich Beck, und Scott Lash, 19–112. Frankfurt: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Beck, Ulrich, und Stefan Holzer. 2004. Reflexivität und Reflexion. In Entgrenzung und Entscheidung, Hrsg. Beck Ulrich und Lau Christoph, 165–192. Frankfurt: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Beck, Ulrich, Wolfgang Bonß, und Christoph Lau. 2004. Entgrenzung erzwingt Entscheidung: Was ist neu an der Theorie reflexiver Modernisierung? In Entgrenzung und Entscheidung, Hrsg. Beck Ulrich, und Lau Christoph, 13–62. Frankfurt: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Beck, Ulrich, Stefan Holzer, und André Kieserling. 2001. Nebenfolgen als Problem soziologischer Theoriebildung. In Die Modernisierung der Moderne, Hrsg. Beck Ulrich und Bonß Wolfgang, 63–81. Frankfurt: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Blincoe, Robert. 2008. Computers tell a poker strategy. Poker software can help define how to handle deliberate misinformation and how to make intelligent guesses. In The guardian, Thursday 25 September 2008. http://www.guardian.co.uk/technology/2008/sep/25/computing.research. Zugegriffen: 7. Mai 2013.

  • Böschen, Stefan, Nick Kratzer, und Stefan May, Hrsg. 2006. Nebenfolgen: Analysen zur Konstruktion und Transformation moderner Gesellschaften. Weilerswist: Velbrück.

    Google Scholar 

  • Callois, Robert. 1960. Die Spiele und die Menschen: Maske und Rausch. München: Langen Müller.

    Google Scholar 

  • DocR. 2012. http://www.hochgepokert.com/2012/02/13/von-haien-und-fischen-eine-geschwatzige-rezension-wolkenstein-und-das-meer/. Zugegriffen: 15. Feb. 2012.

  • Duncan, Aaron. 2011. Going all-in on the American Dream: Myth, rhetoric, and the pokerization of America. Communication studies theses, dissertations, and student research. Paper 8. http://digitalcommons.unl.edu/commstuddiss/8. Zugegriffen: 7. Mär 2013.

  • Flowers, Stephen. 2008. Harnessing the hackers: The emergence and exploitation of Outlaw Innovation. Research Policy 37 (2): 177–193.

    Article  Google Scholar 

  • Gebhardt, Julian. 2008. Telekommunikatives Handeln im Alltag: Eine sozialphänomenologische Analyse interpersonaler Medienkommunikation. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

    Google Scholar 

  • Gentile, Michael. 2011. Interview with a bot killer. An inside look at the tactics used to punish cheaters for profit, 4. September 2011. http:/pokerfu.se/9f8l. Zugegriffen: 7. Mär 2013.

  • Giddens, Anthony. 1996. Konsequenzen der Moderne. Frankfurt: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Hepp, Andreas. 2013. Medienkultur. Die Kultur mediasierter Welten. 2., erweiterte Auflage. Wiesbaden: Springer VS

    Google Scholar 

  • Hepp, Andreas, und Friedrich Krotz. 2012. Mediatisierte Welten: Forschungsfelder und Beschreibungsansätze – Zur Einleitung. In Mediatisierte Welten. Forschungsfelder und Beschreibungsansätze, Hrsg. Krotz Friedrich und Hepp Andreas, 7–23. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

    Google Scholar 

  • Hitzler, Ronald. 2012. Eine multidimensionale Innovation. Zum Zusammenspiel von Technologien und Techniken am Beispiel des globalen Pokerbooms. In Indikatoren des Neuen. Innovation als Sozialtechnologie oder Sozialmethodologie, Hrsg. René John, Inka Bormann und Jens Aderhold, 141–153. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

    Google Scholar 

  • Hjarvard, Stig. 2008. The mediatization of society. A theory of the media as agents of social and cultural change. Nordic Review, 29 (2): 105–134.

    Google Scholar 

  • Holzer, Boris. 2006. Denn sie wissen nicht, was sie tun? Nebenfolgen als Anlass soziologischer Aufklärung und als Problem gesellschaftlicher Selbstbeschreibung. In Nebenfolgen: Analysen zur Konstruktion und Transformation moderner Gesellschaften, Hrsg. Nick Kratzer, Stefan Böschen und Stefan May, 39–64. Weilerswist: Velbrück.

    Google Scholar 

  • Jellicalcat. 2012. http://www.hochgepokert.com/2012/02/13/von-haien-und-fischen-eine-geschwatzige-rezension-wolkenstein-und-das-meer/. Zugegriffen: 15. Feb. 2012.

  • Möll, Gerd, und Ronald Hitzler. 2013. Beim Tennis können die wenigsten Weltmeisterwerden, aber beim Poker kann es jeder. Mythen über Zufall, Können und Betrug im Zocker-Universum. In kuckuck. Notizen zur Alltagskultur, Heft 1/2013: 40-43.

    Google Scholar 

  • o. V. 2009. Stranger than fiction: The story of poker tracker, online poker, and postgreSQL. Online: http://www.codingthewheel.com/archives/stranger-than-fiction-story-online-poker-tracker-postgresql. Zugegriffen: 7. Mär 2013.

  • Philander, Kahlil, und Ingo Fiedler. 2012. Online Poker in North America: Empirical evidence on its complementary effect on the offline gambling market. http://ssrn.com/abstract=2021993. Zugegriffen: 22. Mär 2012.

  • Pilling, Lorien, und Warwick Bartlett. 2012. The Internet gambling industry. In Routledge International Handbook of Internet Gambling, Hrsg. Robert Williams, Robert Wood und Jonathan Parke, 46–77. Abingdon: Routledge.

    Google Scholar 

  • Schrage, Götz. 2012. Die Hölle sind die anderen – Von Flaschenpinklern und neuen Helden – Bittere Zeilen über alles. http://www.hochgepokert.com/2012/02/16/. Zugegriffen: 7. Mär 2013.

  • Schulz, Winfried. 2004. Reconstructing mediatization as an analytical concept. European Journal of Communication 19 (1): 87–101.

    Article  Google Scholar 

  • Schütz, Alfred, und Thomas Luckmann. 2003. Strukturen der Lebenswelt. Konstanz: UVK.

    Google Scholar 

  • Watson, Stevie, Pearson Liddell, Robert S. Moore, und William D. Eshee. 2004. The legalization of Internet gambling: A consumer protection perspective. Journal of Public Policy and Marketing, 23 (2): 209–213.

    Article  Google Scholar 

  • Wehner, Josef. 2010. ‚Numerische Inklusion‘ wie die Medien ihr Publikum beobachten. In Medienwandel als Wandel von Interaktionsformen, Hrsg. Sutter Tilmann und Mehler Alexander, 183–210. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

    Google Scholar 

  • Williams, Robert, Robert Wood, und Jonathan Parke. 2012. History, current worldwide situation, and concerns with Internet gambling. In Routledge international handbook of internet gambling, Hrsg. dies, 3–26. Abingdon: Routledge.

    Google Scholar 

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Gerd Möll .

Editor information

Editors and Affiliations

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2014 Springer Fachmedien Wiesbaden

About this chapter

Cite this chapter

Möll, G. (2014). Von Fischen und Haien. Zur Mediatisierung des Glücksspiels am Beispiel Online-Poker. In: Grenz, T., Möll, G. (eds) Unter Mediatisierungsdruck. Medien • Kultur • Kommunikation. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-03664-5_7

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-03664-5_7

  • Published:

  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-03663-8

  • Online ISBN: 978-3-658-03664-5

  • eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)

Publish with us

Policies and ethics