Europäische Moderne(n) im Spiegel soziologischer Theorie

Zusammenfassung

Die Soziologie blieb – so lautet oft der Vorwurf - auf die nationalen Gesellschaften konzentriert, und nur verspätet begann sie sich für die Prozesse der Europäisierung europäischer Gesellschaften, ihre Verflechtungen zu interessieren. Anders als politikwissenschaftliche und ökonomische Analysen der EU, die sich in den letzten Jahren stark entwickelt haben, existiere noch kaum eine Soziologie der EU. Diese Verspätung hat auch mit den soziologischen Grundbegriffen zu tun, vor allem mit dem Begriff der Gesellschaft, der als Hauptbegriff der Soziologie gilt. Problematisch war und ist die Neigung der Soziologie, die Gesellschaft als eine feste Einheit zu betrachten. Europa war und ist sicherlich keine Gesellschaft in diesem Sinne. Für die klassische Soziologie galt es als eine Selbstverständlichkeit, dass es in Europa mehrere Gesellschaften gab. Dieser Beitrag skizziert und analysiert die soziologischen Perspektiven auf Europa, beginnend mit der soziologischen Meta-Narration, über die soziologischen Erzählung und auch den dunklen Seiten der Moderne bis hin zu der Entdeckung der Vielfalt der Moderne sowie der Erkenntnis, dass die Europäer noch nicht modern sind.