Zusammenfassung
Japan gilt häufig als ein Land, in dem alte Menschen – gemäß der traditionellen, konfuzianisch geprägten Normen der kindlichen Pietät – hohes Ansehen genießen und von Jüngeren mit Respekt und Hochachtung behandelt werden. Dieses Altersbild existiert immer noch. Allerdings wird es gegenwärtig relativiert durch die faktischen, alltagspraktischen Konsequenzen des demografischen Wandels, so lautet die hier verfolgte These, so dass zunehmend widersprüchliche, ambivalente Altersbilder nebeneinander existieren.
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Notes
- 1.
Die Geburtenrate hatte 1947noch bei 4,45 Kindern gelegen (vgl. Coulmas 2007:16).
- 2.
Ein signifikanter Grund für diese Entwicklung liegt in dem Rückgang der Kindersterblichkeit, auch wenn dieser durch die fallende Geburtenrate teilweise ausgeglichen wurde.
- 3.
Im Vergleich dazu betrug der Anteil der bis zu 15 Jahre alten Kindern 1950 noch 35,4 %, in Relation zu älteren Menschen ab 65, deren Anteil bei 4,9 % lag (vgl. Coulmas 2007:16).
- 4.
Einer Statistik des Ministeriums für Gesundheit, Arbeit und Wohlfahrt zufolge muss in jedem zweiten Fall die Pflege eines alten Menschen durch einen anderen alten übernommen werden (vgl. Godzik 2009: 15). Dieses Phänomen liegt in der relativ hohen Lebenserwartung der Japaner begründet.
- 5.
Diese prekären und unsicher werdenden Lebensbedingungen für Alte und ihre Angehörigen sind das Motiv für zunehmende Gründungen von Selbsthilfegruppen und Netzwerken pflegender Familienmitglieder (vgl. ebd. 16). Diese Problematiken sind insofern auch im öffentlichen Diskurs präsent.
- 6.
So liegt das Renteneintrittsalter in den USA beispielsweise bei 65 und in Deutschland bei 62 Jahren (vgl. Haga 2009: 167).
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Buch, O., Calov, O., Naujoks, D. (2014). Alter(n) im Japan der Gegenwart. In: Pelizäus-Hoffmeister, H. (eds) Der ungewisse Lebensabend?. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-03137-4_11
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