Zusammenfassung
Wenn man die Nützlichkeit von Dialektik begründen will, dann sollte man zunächst kurz über das breite Bedeutungsspektrum von Dialektik und assoziierten Begriffen nachdenken.
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Notes
- 1.
Der Homo Sociologicus ist seitdem in vielen Auflagen in einer im Kern unveränderten Version veröffentlicht worden.
- 2.
Längenmessung ist ein weiteres Beispiel. Das vermeintlich elementare Urmeter wurde durch aus heutiger Sicht geeignetere Längeneinheiten ersetzt. Das belegt, warum die Kategorie elementar immer noch auf andere, grundlegendere Standards bezogen ist. Dieser grundlegende Anspruch auf angemessene Erklärung wird von Dahrendorf geteilt.
- 3.
In dem Vorwort zur vierten Auflage des Homo Sociologicus schreibt Dahrendorf, ihm fielen mehr gute Gründe ein, sich nicht zu der ursprünglichen Fassung zu bekennen als für das Gegenteil. Am Ende des Vorworts schreibt er: „[N]un gibt es gewiß eine Rollentheorie […], nämlich die Untersuchung der Genesis sozialer Rollen, ihrer Binnengestalt, etwa der Rollenkonflikt, also die ganze ‚soziologische Atomphysik‘“ (ebd.: 8).
- 4.
Die Kategorie der Position wird für die folgenden Überlegungen nicht benötigt. Ihre Nichtberücksichtigung fällt um so leichter, als die Trennung von Position und Rolle am Beispiel des Lehrers systematisch unklar bleibt, aber diese und andere Unklarheiten der Rollentheorie sind für die vorliegende Argumentation nicht relevant.
- 5.
Eine Elementarkategorie macht nur in einem System von Elementarkategorien Sinn, weil nur auf diese Weise die Reduktion auf elementare Bestandteile gelingen kann. Aus offensichtlichen Gründen ist Rolle für sich allein ohne weitere Elementarkategorien nicht hinreichend. Eine Minimalanforderung an eine Theorie ist nun einmal die Präzisierung und Verknüpfung ihrer Elementarkategorien. Eine einzelne Elementarkategorie wie Rolle kann dafür nicht hinreichend sein.
- 6.
Dabei schreiben wir abkürzend ‚Herr Schmidt‘ für das Verhalten bzw. die Handlungen von Herrn Schmidt und entsprechend nennen wir nur die Bezugsgruppen, aber nicht die von den Bezugsgruppen an Herrn Schmidt gerichteten Verhaltenserwartungen. Dahrendorf spricht fast durchgängig von ‚Verhalten‘ und nur selten von ‚Handlungen‘.
- 7.
Dahrendorf erwägt wegen der abstrakten Struktur von Bezugsgruppen auch den Begriff der Menge als Übersetzung des englischen Begriffs set, verwirft ihn dann leider als zu wenig einprägsam.
- 8.
Diese Analogie weiter zu begründen würde voraussetzen, dass man den Erklärungsbegriff für soziologische Sachverhalte präzisiert. Darauf wird hier nicht weiter eingegangen.
- 9.
Searle formuliert dazu: „Der zentrale Bogen auf der Brücke von der Physik zu der Gesellschaft ist kollektive Intentionalität, und der entscheidende Schritt auf der Brücke zur Schaffung gesellschaftlicher Wirklichkeit ist kollektive intentionale Zuweisung von Funktionen an Gebilde, die diese Funktionen nicht ohne diese Zuweisung verrichten können.“ (Searle 1997: 51)
- 10.
Dass solche Zirkel in Großgesellschaften wegen ihrer schieren Länge schwerer auszumachen sind, ändert nichts an ihrer Existenz oder Struktur. Gleichwohl ist zutreffend, dass man sich von ihrer Existenz am Beispiel kleiner Gruppen leichter überzeugt.
Literatur
Adorno, Theodor W. (2010): Einführung in die Dialektik, Berlin
Dahrendorf, Ralf (1965): Homo Sociologicus, Wiesbaden
Knoll, Heiko/Ritsert, Jürgen (2006): Studien über strikte Antinomie und kritische Theorie, Münster
Müller, Stefan (2011): Logik, Widerspruch, Vermittlung, Wiesbaden
Rescher, Nicholas (2007): Dialectics. A Classical Approach to Inquiry, Heusenstamm
Searle, John R. (1997): Die Konstruktion der gesellschaftlichen Wirklichkeit, Reinbek bei Hamburg
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Mans, D. (2013). Adorno und Dahrendorf oder die vergebliche Suche nach den Elementarteilchen der Gesellschaft. In: Müller, S. (eds) Jenseits der Dichotomie. Frankfurter Beiträge zur Soziologie und Sozialpsychologie. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-02270-9_6
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Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden
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