Zusammenfassung
Im Kontext von Schule wird selten von informellem Lernen gesprochen, obwohl gerade die Schulhöfe im formellen Setting der Schule sich als prädestinierte Orte hierfür erweisen. Auf Schulhöfen können die Heranwachsenden – unter den Voraussetzungen der Schule – selbstbestimmt innerhalb ihrer Peers agieren und dabei eigenständig wertvolle Lernprozesse vollziehen. Diese informellen Lernprozesse können wiederum sehr gut mit dem Aneignungskonzept empirisch erfasst werden. Bislang wird auf der theoretischen Ebene jedoch selten ein Bezug zwischen dem sozialräumlichen Konzept der Aneignung und informellen Lernen genommen und auf empirischer Ebene fehlt eine derartige Betrachtung gänzlich. Mit dem vorliegenden Beitrag sollen beide Ebenen berücksichtigt werden, indem zunächst der Zusammenhang von Aneignung und informellem Lernen und anschließend die informellen Tätigkeiten von Heranwachsenden der Klassen eins bis zehn über fünf operationalisierte Aneignungsdimensionen beschrieben und analysiert werden. Auf dieser Basis können für Kinder, Kids und Jugendliche, unter Berücksichtigung ihres Geschlechts, dominante Tätigkeiten ermittelt werden, die Aussagen über die spezifischen entwicklungsbedingten Bedürfnisse in den jeweiligen Lebensphasen erlauben. Resümierend kann die Bedeutung des Schulhofs dann als ein pädagogisch wertvoller Aneignungs- und Bildungsraum bilanziert werden.
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Derecik, A. (2014). Informelles Lernen und Aneignung auf Schulhöfen. In: Deinet, U., Reutlinger, C. (eds) Tätigkeit - Aneignung - Bildung. Sozialraumforschung und Sozialraumarbeit, vol 15. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-02120-7_6
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