Zusammenfassung
Der typische Abgeordnete im Bundestag wird in Zukunft der Netzwerker sein, nicht mehr der Seelsorger. Dies lässt sich als Ergebnis einer Untersuchung über Abgeordnetentypen im Bundestag festhalten. Im Kontext gesellschaftlicher wie politischer Wandlungsprozesse, die sich allgemein als zunehmende Komplexität und Fluidität von Ebenen, Handlungsstrukturen und Möglichkeiten der Kommunikation charakterisieren lassen, kann der Netzwerker als der Typ von vier Repräsentationstypen gelten, der sich am besten an die neuen Handlungskontexte angepasst hat. Repräsentationsprozesse werden dadurch einerseits professioneller, strategischer und effektiver. Andererseits lässt sich von einer Fragmentierung von Repräsentation sprechen, da die Netzwerke zwischen Repräsentanten und Repräsentierten brüchig sind und eine Lücke zwischen der Lebenswelt der Bürger und der der Abgeordneten klafft, die die Responsivität von Repräsentation verhindert.
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Notes
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Die Theorie reflexiver Modernisierung wird in der Politikwissenschaft nicht systematisch aufgegriffen. Die Diagnosen der Individualisierung und Pluralisierung sind hingegen zum politikwissenschaftlichen common sense geworden und fließen in Arbeiten zum Wandel von Demokratien ein. Dort wird u. a. behauptet, es entstehe ein neuer Typus von Demokratie, den ich hier mit Colin Crouch als Postdemokratien bezeichne.
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Ein gutes Beispiel ist Ciceros „Commentariolum petitionis“ (2001). In diesem kleinen Ratgeber gibt Cicero seinem Bruder Ratschläge, wie er die Wahl zum Konsul gewinnen könne. Cicero gibt Hinweise zu Körpersprache, symbolischer Präsenz und der Herstellung einer positiven emotionalen Grundstimmung, die man als moderne Gebrauchsanweisung für eine gelungene Inszenierung im Wahlkampf lesen kann.
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Als wegweisende Arbeit gilt Murray Edelmans „Politik als Ritual“ (Edelman 1976). Edelman argumentiert, dass Symbole die Funktion hätten, unbeliebte Politiken abzusichern. Symbole würden eine realitätsadäquate Wahrnehmung von politischen Prozessen verhindern (Edelman 1976). Durch die Verwendung von Symbolen wird politische Kommunikation zur Ersatzhandlung. Nicht die informatorische Darstellung von Politik steht im Vordergrund politischer Kommunikation, sondern die populistische Inszenierung.
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Genau genommen handelt es sich hierbei um ein Phänomen der reflexiven Modernisierung und nicht der Postmoderne. Darauf weist auch Pfadenhauer (2003, S. 183) hin. Ich übernehme den Begriff, da in der Abgeordneten- und Parlamentarismusforschung, wie in der Berufssoziologie teilweise auch, die Debatte um Postmoderne und reflexiver Modernisierung und ihre Auswirkungen auf das Handeln und das Selbstverständnis von Akteuren kaum diskutiert wird.
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Knaut, A. (2013). Vom Seelsorger zum Netzwerker. In: Czerwick, E. (eds) Politische Kommunikation in der repräsentativen Demokratie der Bundesrepublik Deutschland. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-01016-4_12
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